„Jadehase“ im Anflug: China bereitet Mondlandung vor

Peking (dpa) - Mit seiner ersten Mondlandung will China ein neues Kapitel in der Erkundung des Erdtrabanten aufschlagen. Das Raumschiff „Chang'e 3“ soll am frühen Samstagnachmittag MEZ in der „Bucht der Regenbogen“ landen, die zu den schönsten Mondlandschaften gehört.

Nach den USA und der früheren Sowjetunion würde China damit die dritte Nation, die eine Mondlandung unternommen hat. Zuletzt war 1976 die sowjetische Sonde „Luna 24“ auf dem Mond gelandet.

Der Zeitpunkt der Mondlandung wurde am Freitag mehrfach angepasst. Nach letztem Stand soll das Raumschiff um 21.00 Uhr Pekinger Ortszeit (14.00 Uhr MEZ) mit dem zwölfminütigen Landemanöver beginnen, wie informierte Kreise der Nachrichtenagentur dpa berichteten. „Chang'e 3“ flog zuletzt in einer elliptischen Umlaufbahn um den Mond und kam dabei bis auf 15 Kilometer an die Oberfläche heran. Der zweiwöchige Mondflug verlief bisher ohne Zwischenfälle.

Das Raumschiff ist nach der chinesischen Mondfee „Chang'e“ benannt, die der Legende nach mit einem weißen Hasen auf dem Mond hockt. In einer Onlineumfrage hatten drei Millionen Chinesen das Mondfahrzeug entsprechend auch „Jadehase“ (Yutu) genannt. Der 140 Kilogramm schwere, sechsrädrige Rover soll drei Monate lang die Oberfläche des Erdtrabanten erkunden. Erst bei künftigen Mondflügen bis 2017 ist eine Rückkehr mit Gesteinsproben zur Erde geplant.

Die Mondlandung gilt unter Experten als das bislang schwierigste unbemannte Vorhaben des ehrgeizigen chinesischen Raumfahrtprogramms. Mehr als 80 Prozent der benötigten Technologie wird zum ersten Mal eingesetzt. „Chang'e 3“ wird anders als frühere Mondfähren der USA und der Sowjetunion etwa 100 Meter über der Oberfläche schweben können, um Hindernissen ausweichen und den geeigneten Landeplatz aussuchen zu können, wie chinesische Experten schilderten.

„China steigt mit seinen Aktivitäten in den sehr exklusiven Club von Raumfahrernationen auf“, sagte die Expertin Joan Johnson-Freese vom US-Naval-War-College in den USA. „Es ist nach den USA und Russland erst die dritte Nation, die ein bemanntes Raumfahrtprogramm verfolgt - und jetzt erst die dritte Nation, die eine Landung auf dem Mond versucht.“

Die europäische Raumfahrtagentur (Esa) unterstützt die Kommunikation mit „Chang'e 3“ über seine Bodenstation in Kourou in Französisch-Guayana. Auch werden genaue Positionsbestimmungen von den Esa-Kontrollposten im spanischen Cebreros und australischen New Norcia geliefert. Das Kontrollzentrum in Darmstadt koordiniert alle Aktivitäten. Chinas Raumprogramm selbst steuert die Landung und das Mondfahrzeug über seine Stationen in Kashi im äußeren Westen Chinas und im nordöstlichen Jiamusi.

China verfolgt ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm. Es plant bis 2020 den Bau einer Raumstation, die mit dem Auslaufen der Internationalen Raumstation ISS möglicherweise der einzige bemannte Außenposten im All wird. Mit einem Satellitennetz baut China auch ein globales Navigationssystem auf. 2003 hatte China erstmals einen Astronauten ins All gebracht.

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