Fernes Sonnensystem mit sechs Planeten entdeckt

London/Santa Cruz (dpa) - Das Weltraumteleskop „Kepler“ hat ein fernes Sonnensystem mit mindestens sechs Planeten aufgespürt. Die sogenannten Exoplaneten umkreisen einen sonnenähnlichen Stern, der rund 2000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist.

Mit 2,3 bis 13,5 Mal der Masse der Erde gehören die neu entdeckten Planeten zu den leichtesten, die bislang außerhalb unseres Sonnensystems gefunden worden sind, heißt es im britischen Fachblatt „Nature“. Für Leben ist es auf ihnen allerdings zu heiß.

Fünf der sechs Planeten umkreisen ihren Heimatstern Kepler-11 in weniger als 50 Tagen und enger als der innerste Planet Merkur unsere Sonne, berichten die Entdecker um Daniel Fabrycky von der Universität von Kalifornien in Santa Cruz. Der sechste Planet zieht weiter außerhalb seine Bahn und umrundet den Stern alle 118 Tage einmal. „Die größten der sechs Planeten ähneln wahrscheinlich Neptun und Uranus, aber die drei leichtesten sind anders als alles, was wir aus unserem Sonnensystem kennen“, erläuterte Fabryckys Kollege Jonathan Fortney in einer Mitteilung seiner Universität.

Der Planetenjäger „Kepler“ war auf das Sonnensystem gestoßen, weil die fernen Planeten von der Erde aus gesehen genau vor ihrem Heimatstern vorbeiziehen. Dabei bedecken sie ihn jeweils ein klein wenig, was zu winzigen, regelmäßigen Helligkeitsschwankungen des Sterns führt. Aus der Stärke der Schwankungen lässt sich der Durchmesser jedes Planeten bestimmen, aus der Zeit zwischen zwei gleichen Abschattungen die Umlaufzeit.

Die fünf inneren Planeten des Systems kreisen zudem auf so nahen Bahnen, dass sie sich gegenseitig beeinflussen. Das führt zu ganz leichten Abweichungen in der Umlaufzeit, woraus sich wiederum die Masse der inneren fünf Planeten berechnen lässt. Die Masse des äußeren, sechsten Planeten ist unbekannt.

Die inneren fünf Planeten haben alle eine geringere Dichte als die Erde. „Es sieht so aus, als könnten die innersten beiden hauptsächlich aus Wasser sein, mit einer dünnen Hülle aus Wasserstoff-Helium-Gas“, berichtete Fortney. „Diejenigen weiter draußen haben eine geringere Dichte als Wasser, was auf eine bedeutende Wasserstoff-Helium-Atmosphäre hindeutet.“

Das System ist nicht das erste mit mehreren Planeten. Mehr als 500 Exoplaneten sind bisher entdeckt worden, bei rund 60 fernen Sonnen haben Astronomen mehr als einen Planeten erspäht.

Die „Kepler“-Entdeckung gibt den Forschern wertvolle Einblicke in die Entstehung von Sonnensystemen. Denn wie bei unserem eigenen System kreisen die fernen Planeten alle in einer Ebene um ihren Stern. Das stützt die Vorstellung, dass Planeten in flachen Staubscheiben entstehen, die um junge Sonnen kreisen.

Die engen Bahnen der inneren fünf Planeten sprechen zudem dafür, dass sich Trabanten schon sehr früh in der Entstehung eines solchen Systems formen können. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass die inneren Planeten von Kepler-11 alle in so geringer Entfernung zu ihrem Heimatstern entstanden sind wie sie sich heute befinden. Vermutlich haben sie sich sehr früh weiter außen in der Staubscheibe gebildet, sind dann vom übrigen Staub abgebremst worden und dabei nach innen gewandert, meinen die Astronomen.

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