China schafft mit Andockmanöver „großen Durchbruch“

Peking (dpa) - China hat sein erstes Andockmanöver im All als einen „großen technologischen Durchbruch“ gefeiert. Das unbemannte Raumschiff „Shenzhou 8“ koppelte in 343 Kilometern Höhe ferngesteuert an das Raummodul „Tiangong 1“ an.

Alle Systeme funktionierten bestens, verkündete das Kontrollzentrum. Mit dem Erfolg schließt China zu den beiden großen Raumfahrernationen USA und Russland auf, die solche Fähigkeiten seit Jahrzehnten besitzen.

Der Erfolg ist für China ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Bau einer Raumstation, die um 2020 fertiggestellt werden soll. Andocken ist zudem eine notwendige Voraussetzung für alle möglichen Aktivitäten im All. „Ohne lässt sich wenig in der bemannten Raumfahrt machen“, sagte der australische Raumfahrtexperte Morris Jones der Nachrichtenagentur dpa in Peking. Der Vorgang sei knifflig: „Versuchen sie mal, etwas ganz leicht zu berühren, während sie mit 25-facher Schallgeschwindigkeit fliegen.“

Als nächsten Schritt will China bis 2016 ein kleines Raumlabor mit einem Raumschiff und einem „Tiangong“-Modul schaffen, kündigte die Sprecherin des Raumfahrtprogramms Wu Ping an. Das Milliardenvolk konnte das Rendezvous zwischen dem „Magischen Schiff“ und dem „Himmelspalast“ in der Nacht zum Donnerstag um 1.36 Uhr (Ortszeit) live im Fernsehen verfolgen. Das Staatsfernsehen sprach von einem „historischen Moment“.

Regierungschef Wen Jiabao, Vizepräsident Xi Jinping, der als künftiger chinesischer Staats- und Parteichef gilt, sowie andere hohe kommunistische Führer hatten sich im Pekinger Raumfahrtzentrum versammelt, um das schwierige Manöver zu verfolgen.

Zwölf Tage sollen die Raumschiffe verkoppelt bleiben. In der Zeit wird „Shenzhou 8“ heruntergefahren und abgeschaltet. Vor der Rückkehr zur Erde am 17. November soll das „Magische Schiff“ dann noch ein zweites Andockmanöver unternehmen. Im nächsten Jahr sind zwei weitere „Shenzhou“-Flüge geplant. Dann soll von Astronauten auch die Mini-Raumstation geschaffen werden. Möglicherweise fliegen auch erstmals chinesische Astronautinnen ins All.

Zwar erfolgte das erste chinesische Rendezvous im All 45 Jahre nach dem ersten Andockmanöver des bemannten US-Raumschiffs „Gemini 8“. Das Manöver ist aber ein Meilenstein für die ehrgeizigen Ziele des chinesischen Raumfahrtprogramms. „Für jeden, der es noch nie gemacht hat, ist es schwierig“, sagte der China- und Raumfahrtexperte Dean Cheng von der US-Denkfabrik Heritage Foundation.

Während das erste Andockmanöver der Amerikaner 1966 von einem Astronauten von Hand gesteuert wurde, erfolgte das Kopplungsmanöver von „Shenzhou 8“ automatisiert und vom Boden aus ferngesteuert. Ein Netz von Kontrollstationen rund um die Welt verfolgte die beiden Raumschiffe, während Sensoren an Bord ihre Position und Geschwindigkeit aufnahmen und die Daten weitergaben.

Der Flug von „Shenzhou 8“ ist eine weitere Premiere: Erstmals kooperiert Deutschland dabei mit China im All. In einer deutschen Versuchsanlage an Bord des Raumschiffes werden 17 Experimente verfolgt. Es geht vor allem um die Erforschung der Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf Organismen. Nie zuvor ist eine nicht-chinesische Versuchsanlage in einem chinesischen Raumschiff mitgeflogen.

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