Unruhe in Rom Paukenschlag im Vatikan - Papst-Sprecher tritt überraschend ab

Rom · Die Nachricht kam aus heiterem Himmel: Die bisherige Leitung des Presseamtes von Papst Franziskus tritt zurück. Hinter den Kulissen im Vatikan sorgt das für Unruhe. Denn es stehen stürmische Zeiten an.

 Papst Franziskus begrüßt Paloma Garcia Ovejero, damalige Stellvertretende Leiterin des Presseamts des Vatikan, und den damaligen Leiter des Presseamts des Vatikan Greg Burke (2.v.r.) im Vatikan. (

Papst Franziskus begrüßt Paloma Garcia Ovejero, damalige Stellvertretende Leiterin des Presseamts des Vatikan, und den damaligen Leiter des Presseamts des Vatikan Greg Burke (2.v.r.) im Vatikan. (

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Mitten in der größten Krise seines bisherigen Pontifikats muss Papst Franziskus seinen Sprecher wechseln. Der bisherige Chef des Presseamtes, Greg Burke, und seiner Stellvertreterin Paloma García Ovejero kündigten an Silvester vollkommen überraschend ihren Rücktritt an. An ihre Stelle soll von Neujahr an vorübergehend der bisherige Social-Media-Koordinator der vatikanischen Kommunikationsabteilung treten, der Italiener Alessandro Gisotti.

Der Papst habe den Rücktritt der beiden Sprecher akzeptiert, teilte der Vatikan am Montag mit. Die Nachricht traf die Journalisten und auch die Mitarbeiter der vatikanischen Medien völlig unvorbereitet. Und sie kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Der Vatikan steht wegen Missbrauchsskandalen in verschiedenen Ländern derzeit stark in der Kritik. Auch dem Papst selbst wird vorgeworfen, nicht genug gegen pädophile Geistliche zu tun. Im Februar steht ein Gipfel zum Thema Missbrauch mit Bischöfen aus aller Welt im Vatikan an - die Erwartungen sind groß.

Als offiziellen Grund für den Rücktritt nannte Burke die Umstrukturierungen des Mediensekretariats des Kirchenstaates. „Paloma und ich treten zum 1. Januar zurück. Wir denken, es ist das beste, dass der Heilige Vater zu diesem Zeitpunkt des Wandels in der vatikanischen Kommunikation komplett frei ist, ein neues Team zusammenzustellen“, twitterte Burke.

Seit langem kämpft der Vatikan mit der Umstrukturierung seiner komplizierten Kommunikationsabteilung, um die Medienarbeit auf die Höhe der Zeit zu bringen.

Der US-Journalist Burke, als Rom-Korrespondent einst für den US-Sender Fox tätig, und die spanische Journalistin García Ovejero galten vor zweieinhalb Jahren als die richtigen Kandidaten, um die Pressearbeit internationaler und moderner zu machen. Immerhin war García Ovejero die erste Frau auf so einem einflussreichen Posten im Vatikan. Und Burke war der erste Angelsachse auf dem Stuhl des Pressesprechers. Der entließ die Journalisten nun mit einem „Neues Jahr, neue Abenteuer“ ratlos in das Jahr 2019.

Jetzt füllen wieder Italiener die Führungsposten bei den Vatikan-Medien. Erst vor kurzem hatte der Vatikan führende Ämter in der Kommunikationsabteilung neu besetzt. Chefredakteur aller Medien des Kirchenstaates ist nun der italienische Journalist und Franziskus-Freund Andrea Tornielli, der für die Zeitung „La Stampa“ jahrelang aus dem Vatikan berichtet hatte. Dass es Spannungen zwischen den bisherigen Sprechern und ihm gegen haben könnte, war nicht bekannt.

Der Direktor des Kommunikationsamtes, Paolo Ruffini, sprach von einer „autonomen und freien Wahl“ der beiden bisherigen Sprecher. Es stehe nun ein „schwieriger Weg“ an, die wichtige Medienreform umzusetzen. Er selbst ist erst seit dem Sommer auf seinem Posten.

Eine Herkulesaufgabe wird nun auch auf den neuen Interims-Sprecher zukommen. Der Römer Gisotti arbeitete lange bei Radio Vatikan und war dort auch stellvertretender Redaktionsleiter. Der 44 Jahre alte studierte Politikwissenschaftler sprach von einer „besonders anspruchsvollen Aufgabe“, die auf ihn warte.

Für Franziskus zu sprechen, ist in der Tat kein Leichtes: Der Papst liebt die freie Rede und immer wieder muss das Presseamt Kommunikationspannen ausbügeln. Der Vatikan gleicht zudem des Öfteren einer Gerüchteküche, die es schwer in den Griff zu bekommen scheint.

Die erste Nagelprobe wird der Missbrauchs-Gipfel Ende Februar sein, der als „historisch“ bezeichnet wird. Der internationale Medienansturm und die Erwartungen werden riesig sein - und mindestens ebenso riesig wird die Herausforderung für das neue Medienteam sein.

(dpa)
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