Mit Kunstharz gegen Strahlung

Japans Regierung will verhindern, dass der Wind radioaktiven Staub fortträgt.

Tokio. Es ist die schiere Verzweiflung im Kampf gegen die Strahlen-Lecks in Fukushima: Japans Regierung will die verstrahlten Trümmer mit Kunstharz besprühen lassen, um die Radioaktivität einzudämmen. Dabei soll ein ferngesteuertes Fahrzeug zum Einsatz kommen. Das Besprühen soll heute beginnen. Die Harzschicht könnte verhindern, dass der Küstenwind radioaktiv belasteten Staub fortträgt.

Die Messwerte für radioaktives Jod 131 im Meerwasser vor Fukushima kletterten derweil auf einen Rekordwert. An der Küste bei Fukushima wurde der gesetzliche Grenzwert an Jod 131 um das 3355-Fache überschritten. Der Wind drehte am Mittwoch in Richtung der Hauptstadt Tokio. Mit ihm könnten radioaktive Partikel den Ballungsraum mit seinen 35 Millionen Menschen heute für einige Stunden erreichen.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) riet Japan zur weiteren Evakuierung eines Ortes in der Nähe des zerstörten Atomkraftwerks Fukushima. In dem 7000-Einwohner-Ort Iitate im Nordwesten des Kraftwerks gelegen hätten Teams der Atombehörde die höchsten Strahlungswerte gemessen, sagte der IAEA-Experte Denis Flory. Auch die Umweltorganisation Greenpeace hatte nach eigenen Messungen die Evakuierung des Ortes und eine Ausweitung der Evakuierungszone von 20 auf 40 Kilometer gefordert.

Der Chef des Instituts für Strahlenbiologie am Münchner Helmholtz-Zentrum, Michael Atkinson, geht indes davon aus, dass die 20-Kilometer-Evakuierungszone ausreicht. Er rechnet aber damit, dass in den belasteten Gebieten der Evakuierungszone in den kommenden 100 Jahren kein Gemüse angebaut werden kann.

Die Bundesregierung erwartet die ersten Schiffe aus Japan, die möglicherweise mit Radioaktivität belastet sind, Mitte April in Deutschland. Eine Sprecherin des Umweltministeriums betonte, man sei im Gespräch mit den zuständigen Behörden. Bis dahin soll geklärt werden, wie die Strahlen-Checks aussehen sollen.

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