Michelangelo: Mit einem neuen Medium zum Superstar
Bonn (dpa) - Es ist vermutlich nicht einfach, mit einem Genie zusammenzuleben. Pietro Torrigiano hatte jedenfalls seine Probleme damit.
Er ging Ende des 15. Jahrhunderts noch als Knabe bei einem Bildhauer in Florenz in die Lehre und wurde von einem sehr talentierten Mitschüler dauernd verspottet. Einmal, als sie gerade zur Übung zeichneten, wurde es Pietro zu viel. Er holte aus - und schlug zu. Voll auf die Nase. Der Hieb muss gesessen haben, denn noch als fast 90-Jährigem konnte man dem Mitschüler den Nasenbruch ansehen. Sein Name war Michelangelo.
Die Reaktionen, die der Überflieger ausgelöst hat, waren eben immer schon heftig. Meist allerdings äußerten sie sich in heftiger Bewunderung. „Der Göttliche“ - diesen Beinamen bekam Michelangelo (1475-1564) schon zu Lebzeiten. Eine Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn untersucht nun seine gewaltige Wirkung in den letzten 500 Jahren. Zu sehen sind unter anderem Werke von Raffael, Tintoretto, Rubens, Rodin und Cézanne. Alle waren vor allem von seiner virtuosen Darstellung des menschlichen Körpers beeinflusst.
Erstaunlich ist, wie schnell Michelangelo zum Superstar der Kunst wurde. Als er gerade mal 45 war, erklärte der Papst schon, alle anderen Künstler seien von ihm beeinflusst. Die Bonner Kuratoren stellen sich die Frage: Wie hat er das geschafft - wie konnte man in Paris, Madrid, München und Brüssel überhaupt etwas über ihn wissen? Ihre Antwort: über das neue Medium der Druckgraphik, das Europa damals revolutionierte. „Man muss sich das wirklich vorstellen wie heute mit dem Internet“, erklärt der Kurator Georg Satzinger. „Schon nach 20, 30 Jahren konnte man sich nicht mehr vorstellen, wie es vorher gewesen war, bevor es das gab.“