Landtagsausflug ins Stadion

Rund 20 Abgeordnete haben das Spiel Schalke gegen Aachen besucht. Bezahlt haben sie nichts. Nun macht der Verein Ärger.

<strong>Düsseldorf. Man kann nicht sagen, dass das Spiel gut gelaufen ist für Axel Wirtz. Am vergangenen Mittwoch musste der bekennende Fan ("Ich bin Alemanne") erleben, wie seine Aachener gegen Schalke 04 2:1 in der ausverkauften Schalke-Arena in Gelsenkirchen verloren. Schlimmer als die Niederlage trifft Wirtz allerdings das Nachspiel - denn er ist CDU-Landtagsabgeordneter, Vorsitzender des Sportaussschusses im Landtag und muss sich jetzt unangenehme Fragen gefallen lassen. Zum Beispiel, warum er und seine 20 Landtagskollegen in einer Vip-Loge saßen, ohne dafür zu bezahlen. Gastgeber Schalke jedenfalls will Geld von den Parlamentariern.

Politiker sehen im Besuch des Schalke-Spiels nichts Schlimmes

Für Wirtz ist die Sache klar: "Wir waren von Schalke eingeladen. Es war eine dienstliche Angelegenheit", sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Initiative sei im vergangenen Herbst eindeutig vom Fußball-Bundesligisten ausgegangen. Damals habe der Verein den Sportausschuss eingeladen und dies bei dem zuständigen Landtagsreferenten für den Sportausschuss angemeldet, sagten gestern Wirtz wie auch der Sprecher des Landtags, Hans Zinnkann. Vereinbart worden sei ein Treffen lange vor Spielbeginn, eine Diskussion über sportpolitische Fragen, dann der Spielbesuch.

So weit, so gut. Wenn da nicht die Anfrage aus Schalke wäre. Am vergangenen Freitag um 16.03 Uhr ging im NRW-Finanzministerium ein Schreiben mit königsblauem Briefkopf ein. Darin will der Verein wissen, ob er tatsächlich komplett für die Karten aufkommen muss und wie es mit dem so genannten geldwerten Vorteil ist. Die Rechnung lautet auf insgesamt 9000 Euro.

Mit den Karten sei tatsächlich ein Vordruck eingegangen, mit dem die Politiker sich zu dieser Steuerzahlung bereit erklären sollten, bestätigte Landtagssprecher Zinnkann. Doch da es sich um eine dienstliche Veranstaltung gehandelt habe, sei dem keiner aus der Abgeordneten-Gruppe bisher nachgekommen. Ein entsprechender Bericht sei gestern Landtagspräsidentin Regina van Dinther (CDU) vorgelegt worden.

Das Finanzministerium arbeitet noch an der Stellungnahme gegenüber dem Verein. Dabei geht es um die Frage, ob die Abgeordneten eingeladen worden waren und ob die Konditionen dabei klar geregelt waren. Mit der Rechnung geht man erst einmal mit spitzen Fingern um.

Geldwerter Vorteil Als geldwerten Vorteil bezeichnet man Sach- oder Dienstleistungszuwendungen, die nicht Bar oder per Überweisung getätigt werden. Sie werden als Einnahmen betrachtet und dem Einkommen zugeschlagen. Bei der Steuererklärung müssen sie angegeben werden. Für sie gilt in der Regel ein Pauschalbetrag von 30 Prozent.

Sportausschuss Dem Sportausschuss im nordrhein-westfälischen Landtag gehören 20 Abgeordnete an: zehn von der CDU, die mit Axel Wirtz auch den Vorsitzenden stellt, acht von der SPD sowie jeweils einen von den Grünen und von der FDP.

Schalke-Arena Das Stadion in Gelsenkirchen gilt mit seinem Schiebedach und seinem herausfahrbaren Rasen als eines der modernsten in Europa. Dort fand im Mai 2004 das Endspiel der Champions-League zwischen Porto und Monaco statt. Die Gelsenkirchener haben sich um die Austragung des Uefa-Cup-Endspiels 2010 beworben. Die Preise bei Bundesligaspielen liegen bei den Sitzplätzen zwischen 51 und 150 Euro, die Sitzplätze schlagen mit neun Euro zu Buche. Richtiges Geld verdient der Verein aber mit den insgesamt 81 Logen im Stadion. Sie werden vor allem von Firmen für die ganze Saison gebucht. Die Unternehmen laden dort Gäste ein und kommen auch für die Versteuerung auf. Im aktuellen Fall lief das wohl anders.

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