Ground Zero: Nun beginnt der Aufbau

Die Baupläne stehen, die Maschinen rattern rund um die Uhr: In die Terror-Hölle kehrt wieder Leben ein.

New York.Nur eine Weile kam das Treiben am Ground Zero zum Stillstand. In Ehrerbietung für die 2750 Menschen, die hier vor sechs Jahren ums Leben gekommen waren, und ihre Angehörigen, die sie in der Baugrube symbolisch ein letztes Mal besuchen durften, legten die mehr als 600 Arbeiter am Dienstag ihre Werkzeuge nieder. Doch der Lärm der Baumaschinen blieb nicht lange stehen. In den Süden Manhattans ist sechs Jahre nach dem 11. September das Leben zurückgekehrt.

Dabei hatte es anfangs so ausgesehen, als säße der Schock zu tief. Einwohner, Geschäftsinhaber, Investoren und Banken verließen den New Yorker Finanzdistrikt fluchtartig. Die mit dem Ruß und Betonstaub der zerstörten Zwillingstürme überzogenen Straßen waren ausgestorben, wirkten gottverlassen. Viele bezweifelten, dass je wieder jemand in die Nähe von Ground Zero ziehen würde, dem Massengrab.

Inzwischen ragen überall aus den Häuserschluchten von "Downtown New York", wie die Gegend rund um Wall Street genannt wird, die Baukräne hervor, rattert und hämmert es Tag und Nacht. "Kaum jemand hatte erwartet, dass die Gegend trotz der falschen Anläufe, der Verzögerungen und der emotionalen Narben so schnell zurückkommen würde", sagt der Immobilienmakler und frühere Präsident der Wiederaufbau-Initiative Alliance for Downtown New York, Carl Weisbrod.

Selbst das neue World Trade Center nimmt jetzt Form an. Der sogenannte Freiheitsturm hat bereits Straßenniveau erreicht. Er soll einmal 1776 Fuß (541,32 Meter) hoch in den Himmel über New York ragen, symbolisch für das Jahr 1776, in dem die amerikanische Unabhängigkeitserklärung angenommen wurde. Mit dem Bau der drei anderen Wolkenkratzer wird wohl im Januar 2008 begonnen. Der Pächter von Ground Zero hatte die eigenwilligen Glastürme bei drei Stararchitekten, darunter Norman Foster, in Auftrag gegeben.

Optimistisch stimmt den Immobilienmagnaten, dass er in dem ersten Büroturm bereits 75 Prozent der Fläche vermietet hat. Der als World Trade Center 7 bekannte Glasbau ist durch eine Straße von Ground Zero getrennt und steht bereits seit vergangenem Jahr. Obwohl die Miete für Büroraum im Süden Manhattans seit den Terroranschlägen um zehn Prozent stieg, stehen nach jüngsten Erhebungen nur sieben Prozent der angebotenen Räumlichkeiten frei.

"Wo kommen nur all die Leute her?", schrieb die "New York Times" kürzlich über die Wiederbelebung des Viertels. Jüngsten Daten zufolge leben heute 10 000 Menschen mehr im Süden Manhattans als vor dem Exodus infolge des 11. Septembers 2001. Um der Nachfrage meist jüngerer Interessenten nach Wohnraum Rechnung zu tragen, wurden in den vergangenen vier Jahren 6000 neue Wohnungen eingerichtet, weitere 5000 sind in Planung. Unter 4000 Dollar (rund 2900 Euro) Miete ist hier kaum eine Zwei-Zimmer-Wohnung zu haben.

Um das Viertel auch mit jungen Familien zu beleben, wurde eine Privatschule in einem ehemaligen Bankgebäude etabliert. Ungeachtet der Höhe des Schulgeldes von 27 000 Dollar pro Kind und Jahr zählt die Claremont Preparatory School bereits mehrere hundert Schüler. Derweil verwandelte sich eine dunkle und schmuddelige Seitenstraße in die neue Restaurantmeile des Finanzdistrikts.

"Das ist eine andere Welt", sagt die Deutschamerikanerin Karan Crow mit trauriger Stimme. Crow hatte nach den Terroranschlägen fast rund um die Uhr nach Toten mitgesucht und arbeitet seitdem bei der "September 11th Families Association". Ihr tut es weh, nur wenige Schritte von dem Ort, an dem so viele Menschen qualvoll starben, Straßenverkäufer mit Souvenirs zu sehen. Genauso schwer sei es zu erleben, wenn sich Besucher voll bepackt mit Einkaufstüten von einem benachbarten Kaufhaus zur Ground-Zero-Tour einfänden.

Leben Geboren 1935, ist der britische Architekt Sir Norman Robert Foster, geadelt zum Baron Foster of Thames Bank, ein Life Peer mit Sitz im Oberhaus. Er schuf den spektakulären Commerzbank Tower in Frankfurt, desgleichen die Hauptverwaltung der HSBC (Hongkong and Shanghai Banking Corporation) in Hongkong. 1994 bis 1999 leitete er den Umbau des Reichstags in Berlin, dessen berühmte begehbare Glaskuppel er schuf. In Dresden entwarf er das Dach des Hauptbahnhofs.

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