Ein Teenie-Star startet wieder durch

Sänger und Schauspieler Christian Wunderlich bringt nach neun Jahren Bühnen-Abstinenz ein neues Album heraus.

Köln. Aller Anfang ist schwer. Und wenn es sich bei dem Debüt gleichzeitig um ein Comeback handelt, dann sind die Erwartungen von Kritikern und Fans immens. Was kann man schließlich von jemandem erwarten, der vor zehn Jahren Mädchen zwischen zwölf und 20 dem Ohnmachtsanfall nahe brachte, seitdem aber keinen Piep mehr von sich gegeben hat? Wenn er Christian Wunderlich heißt, vielleicht gar nicht mal so wenig.

Er war der Teenie-Star der 90er Jahre: Mit 15 Jahren TV-Liebling in der Seifenoper "Verbotene Liebe", mit 19 Musiker auf internationalen Bühnen. Gute Chartplatzierungen, tolle Rollenangebote. Was Wunderlich anpackte, wurde zu Gold - bis auf den "Bravo-Otto". Den gab’s in Bronze, dafür gleich zweimal (beliebtester Sänger und Schauspieler).

Dann war von heute auf morgen Schluss. Mit 21 wurde Wunderlich der Rummel um seine Person zu groß. Er stieg aus. Zwangspause, um durchzuatmen. "Ich wollte erleben, was alle erleben. Ein Mädchen kennenlernen, Freunde treffen und mal wieder normal auf die Straße rausgehen", erinnert er sich.

Auf die faule Haut hat er sich aber nicht gelegt. Der sparsame Film-Fan - "von meinem Geld haben ich mir nur einen Beamer für meine DVD-Sammlung geleistet" - arbeitet seit sechs Jahren an neuer Musik. Jetzt will er damit wieder durchstarten. Und so mancher Fan muss sicher zweimal hinsehen und -hören, um seinen alten Schwarm wiederzuerkennen.

Keine Soap, kein Teenie-Pop, keine Pott-Frisur mehr. Stattdessen ein Musikalbum mit 15 Songs, die der inzwischen 30-Jährige selbst geschrieben hat - auf deutsch. "In meiner Muttersprache kann ich viel persönlicher sein", erklärt er. "Jetzt kann jeder entscheiden: Das gefällt mir, das hat etwas mit mir zu tun - oder eben auch nicht."

Seine Texte sind anrührend, melancholisch, bisweilen ein wenig dramatisch. "Und niemand da, der mir garantiert, dass nur gewinnt, wer auch verliert", heißt es in einem Titel über eine zerbrochene Liebe. Es könnte aber auch stellvertretend für sein Debüt stehen, wie er es selbst nennt. Denn mit einem durchschlagenden Chart-Erfolg rechnet er nicht.

"Weil ich viel zu lange weg war", begründet er. "Ich kann nach neun Jahren nicht erwarten, dass alle wieder parat stehen. Ich muss jetzt einfach Überzeugungsarbeit leisten."

Darin hat er Erfahrung. Denn auch ein Ex-Teenie-Star muss an viele Türen klopfen, bis die richtige Plattenfirma öffnet. Country- und Schlagersongs wollte man ihm auf den Leib schneidern. Ebenso wie die Kleidung, die er privat tragen sollte. "Der Chef einer großen Firma wollte mich zum etwa 400. deutschen Robbie Williams machen. Aber ich bin genauso wenig ein deutscher Robbie Williams wie Robbie Williams ein Deutscher ist", schreibt er in seinem Blog.

Jetzt ist er bei 7Days Music unter Vertrag. "Das ist ein kleines Label, die haben den längeren Atem." Etwas, das sie laut Wunderlich auch benötigen. Er weiß, dass sein Neuanfang schwierig ist. "Ich bin der Meinung, dass es erst ab dem zweiten Album interessant wird. Beim ersten komponiert man Songs und freut sich, dass es gut geworden ist. Aber beim zweiten muss man beweisen, dass man das auch halten kann."

Und wenn’s nichts wird mit dem Comeback? "Dann schreibe ich weiter Songs - für andere Künstler."

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