Analyse: Flugzeuge heizen dem Treibhaus Erde ein

Der wachsende Flugverkehr wird immer mehr zum Klimakiller. Das größte Problem sind die Billigangebote.

<strong>Düsseldorf. Für 29,90 Euro nach Mailand, für 19,90 Euro nach London oder für 39,90 Euro nach Lissabon - bei solchen Angeboten kann man kaum widerstehen. Immer mehr Menschen verbringen mehrmals im Jahr ein Wochende in einer fernen Weltstadt, seitdem das nicht mehr das große Geld kostet. Doch die Preise spiegeln nicht die tatsächlichen Folgekosten wider, die uns allen durch die Fliegerei entstehen. Der Flugverkehr treibt den Klimawandel an. Ein Hin- und Rückflug nach Lissabon belastet das Klima zum Beispiel mit 940 Kilogramm Kohlendioxid (CO2) pro Passagier. Zum Vergleich: Ein Inder in einfachen Verhältnissen emittiert durch seinen Energieverbrauch genauso viel - im ganzen Jahr. Doch die CO2-Menge ist noch nicht alles. "Weitere Faktoren sind die Kondensstreifen und der Stickoxid-Ausstoß (NOx), der ozonbildend wirkt", erklärt Gerald Meyer, Flugverkehrsexperte beim Verkehrsclub Deutschland (VCD). Beide Aspekte sind noch nicht so umfassend erforscht wie die Wirkung von CO2. Experten gehen aber davon aus, dass die Klimawirkung von Flugzeug-Abgasen 2,5 bis dreimal so hoch ist, wie der CO2-Ausstoß am Boden.

Der wachsende Flugverkehr droht alle CO2-Einsparungen aufzufressen

Die Kondensstreifen halten in großer Höhe die von der Erde reflektierte Sonneneinstrahlung zurück - wirken also wie ein Treibhaus. Das Problem verschwände, wenn die Flugzeuge ein paar tausend Meter tiefer flögen. Dann könnten sie allerdings auch nicht so schnell fliegen. Noch problematischer ist der NOx-Ausstoß. Je effizienter nämlich die Triebwerke der Maschinen sind, desto höher ist der Stickstoff-Ausstoß. Effiziente Triebwerke wiederum verringern die CO2-Belastung, sind also eigentlich erwünscht.

Insgesamt gilt der Flugverkehr als eines der Haupthindernisse im Kampf gegen den Klimawandel. Setzt sich sein Wachstum nämlich so wie bisher fort, würde er die geplanten CO2-Einsparungen in der EU (minus 30 Prozent bis 2020) fast komplett auffressen.

Flugverkehr Der internationale Flugverkehr hat seit Mitte der 90er Jahre pro Jahr um rund sechs Prozent zugenommen. Auch für die kommenden Jahre ist ein Wachstum in diesem Bereich prognostiziert. Den Hauptanteil an diesem Wachstum trägt seit ungefähr sieben Jahren der anhaltende Boom der Billigflieger.

Emissionsanteil Die CO2-Emissionen im internationalen Flugverkehr haben mittlerweile ungefähr die Gesamtemissionen Deutschlands erreicht (rund 750 Mio. Tonnen pro Jahr). Versucht man, die Klimaschädlichkeit zu errechnen, muss man diesen Wert mit 2,8 multiplizieren. Dann wäre der Flugverkehr hinter den USA und China der drittgrößte Klimaerwärmer.

Vergleich Wer mit dem Flugzeug reist, emittiert auf 3000 Kilometern ungefähr eine Tonne CO2. Mit dieser Menge käme er im Auto 7000 Kilometer weit, mit der Bahn sogar 17 000 Kilometer. Wer das Klima schonen will, sollte wenigstens für Inlandsreisen die Bahn nehmen.

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