Hebamme Josefine Jung Stillen - ein Riesenthema für junge Mütter auch in Wuppertal

Viele Frauen sind unsicher und haben Angst vor Problemen beim Stillen. Doch eigentlich hilft ein wenig Gelassenheit auf der „Stillreise“.

 Jede Stillbeziehung ist anders.

Jede Stillbeziehung ist anders.

Foto: obs/Elvie

Wenn ich in Vorgesprächen frage, ob die Frauen nach der Geburt stillen möchten, ist zu 90 Prozent die Antwort: „Ja, wenn es klappt.“ Viele Frauen sind unsicher und haben Angst vor Problemen beim Stillen. Doch eigentlich hilft ein wenig Gelassenheit auf der sogenannten „Stillreise“. Körperkontakt zum Säugling und Ruhe im Umgang mit ihm sind in den ersten Stunden nach der Geburt wichtig. Wir Hebammen im Agaplesion Bethesda Krankenhaus achten darauf, dass diese Aspekte bereits im Kreißsaal erfüllt werden. Alle Untersuchungen am Kind (zum Beispiel die U1) finden im Beisein der Eltern statt. Der Haut an Haut-Kontakt wird selten unterbrochen. Und der erste Weg vom Kind nach der Geburt ist auf den Arm der Mutter, um Nähe zu schaffen (Bonding-Prozess). Wir versuchen diese Ruhephase selten zu stören, um der Familie Zeit zu geben, in der Situation anzukommen. Auch bei einer Kaiserschnittgeburt ist die Bindung durch Hautkontakt zwischen Eltern und Baby zentral. Beim Stillen entsteht ein komplexes Zusammenspiel aus Hormonen und Reflexen. In den ersten Stunden nach der Geburt ist dieses hochaktiv, weshalb wir in dieser Zeit versuchen, das erste Stillen bereits im Kreißsaal zu unterstützen. Wir erklären Stillpositionen und finden heraus, welche die passendste ist. Auch die Anlegetechnik erklären wir. Am Anfang erfordert das Stillen für Mama und Baby viel Geduld und Übung. Die Nachsorgehebamme kann im Wochenbett unterstützend zur Seite stehen. Die Stillmahlzeiten sollten regelmäßig stattfinden, wobei manchmal alle drei bis vier Stunden Bedarf ist, manchmal schon nach zwei Stunden oder es liegt mal eine längere Pause dazwischen. Wichtig hierbei ist, auf die Hungerzeichen des Kindes zu achten. Sind die Händchen zu Fäusten geballt und das Kind scheint mit dem Mund zu suchen oder streckt die Zunge raus, kann das auf Hunger hinweisen. Es gibt Phasen eines Babys, in denen es mehr gestillt werden möchte. Auch das ist völlig in Ordnung. Jede Stillbeziehung ist anders. Es ist von Vorteil, die Stillpositionen zu wechseln, damit alle Bereiche der Brust gut geleert werden können. Muttermilch hat eine perfekt angepasste Zusammensetzung für alle Bedürfnisse des Neugeborenen. Sie verändert Farbe und Aussehen gerade in der ersten Zeit, mal ist sie fetthaltiger, mal proteinhaltiger. Auch die Menge verändert sich, frei nach dem Prinzip „Nachfrage bestimmt das Angebot.“