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Wuppertal: Verein Tanzrauschen macht Pop Me Up-Angebot im Luisenviertel

Tanzrauschen : Pop Me Up-Angebot im Luisenviertel

Ehemaliger Feinkost-Laden ist für ein halbes Jahr ein Freiraum für kreative Aktivitäten. Auch Menschen sollen angesprochen werden, die sonst bei kulturellen Themen außen vor sind.

Jahre lang war das leuchtendblaue Eckhaus im Luisenviertel eine beliebte Adresse für mediterrane Feinkost. Etwas Fischgeruch hängt noch in der Luft des großen ehemaligen Fachgeschäfts, das Schild mit aufgemalten Früchten und Gemüse über der Tür wurde  nicht abgenommen und am Fenster lässt sich die Klebefolie mit der Aufschrift „Täglich frisch“ erahnen. Ansonsten aber leuchtet der Flachbau pinkfarben, ist der Raum fast leer, offen für Neues. Und ein Versprechen - das der Verein Tanzrauschen gibt: In den nächsten fünf Monaten können sich hier Menschen künstlerisch erproben.

Pop Up Stores sind in, bieten als Win-Win-Lösung dem einen vorübergehend eine Unterkunft, dem anderen eine Zwischennutzung, bis die   Immobilie ihrer dauerhaften Bestimmung zugeführt wird. Sie ploppen spontan auf und schließen nach einer gewissen Zeit  wieder. Im Fall des Flachbaus an der Ecke von Friedrich-Ebert- und Osterfelder Straße ist dies der Abriss im Januar. An Ort und Stelle soll danach ein  Neubau entstehen. An einem Samstag Mitte Mai schlenderte Kerstin Hamburg vom Vorstand des partizipativen Tanzfilm-Vereins mit einer Freundin an dem Gebäude vorbei, das mitten im, auch überregional bekannten,   Luisenviertel liegt. Sie las im Schaufenster das Plakat des Eigentümers, der Interessenten für eine Pop Up-Nutzung suchte. Und erkannte sofort: „Hier kann Tanzrauschen für ein halbes Jahr ein Gesicht bekommen und zugleich einer breiteren Bevölkerung bekannt werden.“ Auch die Menschen erreichen, die sich sonst eher wenig für kulturelle Themen  interessieren. Hamburg: „Unser Ziel ist es, einen Ort zu kreieren, an dem sich das Einkaufspublikum, integrative/soziale Initiativen und Kulturschaffenden Wuppertals begegnen können – gezielt oder überraschend – ganz wie es kommt.“

Hausfassade wurde
in Pink gestrichen

Zunächst versicherte sich die Kommunikationswissenschaftlerin des Rückhalts im Tanzrauschen-Vorstand, dann wurde sie sich mit dem  Vermieter einig, der sich offen für eine kreative Zwischennutzung zeigte und sogar die Farbe des Vereins auf die Hausfassade brachte.   Zum 1. Juli mietete der Verein die 240 Quadratmeter  große Fläche mit den teilweise gefliesten Wänden und den bespiegelten Säulen an. Putzte und schrubbte, strich die Wände, brachte die Elektrik auf Vordermann. Mittlerweile verteilen sich einige Sitzmöbel und eine Theke auf dem teils gefliesten, teils mit Teppichboden belegten Boden. „Wir wollen nur noch Tanzteppich  verlegen, sonst nichts mehr verändern“, erklärt Hamburg, Denn das neue Angebot soll  vor allem ein Freiraum für die reiche Kultur in der Stadt sein, die nach dem Lockdown auch hier sichtbar werden soll.  Weshalb das Pop Up- ein Pop Me Up-Angebot sein soll, betont Hamburg.

 Vieles wird noch organisiert, einiges ist schon eingetütet. So gab es am letzten Juli-Wochenende  mit der Konzertperformance „Kinetisch-konstruktive Lounge“  der Kulturtechniker (wir berichteten) einen Auftakt nach Maß, der schon mal alle möglich Nutzungen zusammenbrachte, die im Pop Me Up-Raum  möglich sein sollen. Die an den Wänden angebrachten Bilder des Wuppertaler Malers Christian Knust hängen noch, ebenso einige Leuchtobjekte von Astwerk. Sie sorgen, wie die offene Tür und die Plakate in den Schaufenstern, dafür, dass immer wieder Leute stehen bleiben, hineinschauen und hin und wieder auch reinkommen. „Schön wäre natürlich, wenn wir feste Öffnungszeiten hinbekämen“, denkt Hamburg in die Zukunft.

Zu der gehört eine Tänzerin, die hier etwas entwickeln will. Anfragen für ein freies Singen, oder  für Formate, die Film, Musik und Tanz zusammenbringen und erproben wollen, liegen vor. Ab September sollen Workshops stattfinden mit Jugendlichen, Kindern und Senioren zu Themen wie Upcycling oder der  Verarbeitung der Folgen des   Lockdowns mit kreativen Mitteln. Betreut und unterstützt  von Künstlern. Veranstaltet von Tanzrauschen oder anderen.  Kerstin Hamburg denkt auch  an Kooperationen mit integrativen Organisationen., die „auf einem „Markt der Möglichkeiten“, etwa zu Weihnachten, ihre Produkte anbieten können, so aus den Randgebieten in die Mitte der Stadt kommen“.

Nach dem Lockdown gemeinsam kreativ sein und netzwerken

Konkretes Interesse an Kooperationen haben bereits Bergische Diakonie und der Verein Autismus Wuppertal bekundet. Und natürlich geht es um Tanz, die Bewegung im Raum, vielleicht auch um ein Tango Milango-Angebot, und um das Get together der Screen Dance Academy des Tanzrauschen Vereins nach getaner Arbeit.  All das nicht in Konkurrenz, sondern gemeinsam mit der kulturellen Szene Wuppertals, als deren Teil sich Tanzrauschen begreift. „Wir wollen nach dem Lockdown hier gemeinsam kreativ sein und netzwerken.“

Und die Finanzierung? Hat Luft nach oben. Die Jackstädt-Stiftung gewährt eine Förderung, die künftigen Nutzer müssen einen Obulus leisten, dessen Höhe vom Erfolg bei der Spendenaquise abhängt.