Der heißeste Arbeitsplatz der Düsseldorfer Rheinkirmes

Junger Mann zum Mitreisen gesucht: Im dritten Teil des Selbsttestes arbeitet WZ-Mitarbeiter Andreas Krüger als Bratwurst-Griller.

Der heißeste Arbeitsplatz der Düsseldorfer Rheinkirmes
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Fischbrötchen backen hat viel Spaß gemacht, aber als Gläserblitz tat mir schon nach einer Stunde der Rücken weh. Im dritten Teil des Kirmes-Selbsttests mache ich ein Praktikum als Bratwurst-Griller bei Willi Kebben. Mehr Tradition als bei Kebben ist kaum möglich. In dritter Generation führt Willi Kebben das Geschäft. „Ich konnte gerade so über den Holzkohlegrill schauen, da hab ich schon meine erste Wurst gegrillt“, sagt er. Also Anfang der 70er Jahre, rechne ich zurück. Da kann man durchaus davon sprechen, dass Willi Erfahrung hat.

Der heißeste Arbeitsplatz der Düsseldorfer Rheinkirmes
Foto: Kebben

(Der erste Imbiss der Familie Kebben auf einer Kirmes wurde 1949 von Willis Großvater Willi I. und Vater Willi II gebaut.)

Die Sonne knallt vom Himmel und es ist ziemlich heiß. Willis erste Worte machen es nicht besser: „Bei dem Wetter ist der Holzkohle-Grill nicht unbedingt der Lieblingsarbeitsplatz. Bis zu 75 Grad hast du da im Gesicht. Aber das wirst du auch gleich merken.“ Motivation geht aber anders, denke ich mir. Natürlich gibt es auch hier ein paar Anweisungen vor Dienstbeginn. „Wehe, Du packst die Wurst mit der Zange in der Mitte an. Dann bricht sie durch. Die Wurst an einem Ende anheben und das Brötchen drunter schieben. Oder senkrecht in der Luft halten und dann das Brötchen zu klappen.“ Ich bin optimistisch, dass ich das schaffen werde. Zwei Minuten und 30 Sekunden dauert es übrigens, bis die Wurst fertig ist, wenn der Grill auf Hochtouren läuft.

Es ist früh am Nachmittag und noch ist es ziemlich ruhig auf der Kirmes. Ein Kunde ist gerade nicht in Sicht und so erzählt mir Willi ein paar Geschichten von früher. „Früher stand das Wasser bei Starkregen manchmal so hoch, dass wir eine kleine Insel auf der Wiese waren.“ Außerdem erfahre ich, dass das Schaustellergewerbe mit dem normalen Gastrobetrieb rein gar nichts zu tun hat. „Der Schausteller lebt und stirbt mit der Improvisation.“ Und wie schwierig es ist, Personal zu finden. „Wie oft habe ich es schon erlebt, dass die Leute eine Stunde vor ihrem ersten Dienstantritt fristlos gekündigt haben. Und dann stehst du da mit deinem Talent.“ Und dass er mal in den 80er Jahren an einem Tag 5500 Würstchen verkauft hat. „Aber das ist sowas von Schnee von gestern.“

Ein paar Kunden nehmen unaufhaltsam Kurs auf die Bratwurstbude. Ich packe mit der Zange das Würstchen am Ende und schiebe das Brötchen unter die Wurst. Allerdings im falschen Winkel und schon hab’ ich mir die Finger verbrannt. Ich meine, ein schadenfrohes Grinsen auf Willis Gesicht zu sehen. „Du musst ein bisschen besser aufpassen“, sagt er. Der Einfuhrschacht für die Holzkohle strahlt eine unglaubliche Hitze aus. Und weil Willi keine Schürze mehr übrig hat, fühlen sich meine Oberschenkel auch bald wie Grillwürstchen an. Ich habe genug und breche mein Praktikum nach gar nicht allzu langer Zeit ab. Dieser Arbeitsplatz ist einfach zu heiß. Mal sehen, wie es mir morgen in der Geisterbahn gefällt.

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