Junger Mann zum Mitreisen gesucht

Auf der Düsseldorfer Kirmes werden immer Leute gesucht. Wir machen den Selbsttest: WZ-Mitarbeiter Andreas Krüger hilft in der Fischbude.

Junger Mann zum Mitreisen gesucht
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Beim Spaziergang über die Kirmes fällt einem häufig ein Schild auf: „Junger Mann zum Mitreisen gesucht“. Nun ja, vielleicht bin ich mit meinen 51 Jahren nicht mehr ganz so jung, aber ich reise sehr gerne. Zuletzt war ich drei Wochen mit meiner Freundin auf den Philippinen. Vielleicht ist Kirmes ja genau das Richtige für mich. Also werde ich in dieser Woche bei einigen Schaustellern ein Praktikum machen.

Junger Mann zum Mitreisen gesucht
Foto: Melanie Zanin

Ich esse unheimlich gerne Backfischbrötchen. Also frage ich zu Beginn mal bei der Oeltjens Fischinsel von Olli und Sandra von Salzen nach, ob sie einen Praktikanten gebrauchen können. Sie stehen direkt neben dem „Shake and Roll“. Ist zwar ganz schön laut, aber die Musik gefällt mir.

„Kein Problem, dann wollen wir mal sehen, was du so drauf hast. Die Welt siehst Du zwar bei uns nicht, aber Deutschland kannst Du vom Bodensee bis zur dänischen Grenze kennenlernen“, meint der Chef. Doch bevor ich an den Fisch darf, muss ich erst einmal eine Flut von Unterweisungen über mich ergehen lassen. Er legt mir einen Ordner mit Hygienevorschriften vor. Da wird selbst das Händewaschen zu einer Prüfung. Außerdem werden meine Fähigkeiten im Kopfrechnen geprüft. „Wir haben nämlich keine elektronische Registrierkasse.“ Nach knapp einer Stunde bin ich damit halbwegs durch und jetzt möchte ich schon wissen, wie das perfekte Fischbrötchen gemacht wird.

Das fängt bei den Brötchen an. Die werden hier nämlich selbst produziert. Mehl, Zucker, Backfett, Wasser, Zucker und Salz müssen in die Maschine gegeben werden. Nach 30 Minuten im Gärofen werden sie portioniert und in den Backofen geschoben. Die Sonne knallt richtig kräftig vom Himmel und da ist der Backofen eigentlich der Arbeitsplatz, an dem man gerade überhaupt nicht sein möchte.

Das ist allerdings nur das Vorspiel. Denn die härteste Prüfung bei dem Wetter steht mir noch bevor — die etwa 180 Grad heiße Fritteuse. Mein Wasserverbrauch steigt rapide an und ich würde auch gerne Handschuhe anziehen. „Das ist keine gute Idee. Wenn das Fett auf die Plastikhandschuhe spritzt, verbrennt das Gummi und das tut übelst weh. Die bekommst du dann auch gar nicht so schnell ausgezogen“, sagt von Salzen. Das leuchtet mir ein und ich befolge die Anweisungen vom Chef. Den Fisch am äußeren Ende aufspießen, in die Panade tunken, abtropfen lassen und in das heiße Fett legen. Nach drei bis vier Minuten ist er fertig. „Das sieht man an der Farbe, aber das lernt man mit der Zeit.“ Beim ersten Backfisch stelle ich mich noch nicht ganz so geschickt an, doch dann läuft es und trotz der heißen Temperaturen macht es richtig Spaß. Zudem kann man mit den Kunden immer einen kleinen Spaß machen. Am Ende meiner Schicht kommt Thea Ungermann vorbei, die Chefin der Schumacher-Scheune, und bestellt ein Krabbenbrötchen. Und da frage ich doch direkt auch mal nach meinem nächsten Praktikumsplatz, den ich auch bekomme. Davon lesen Sie dann morgen.

Olli von Salzen war übrigens zufrieden mit mir: „Wir müssten noch ein bisschen Feinschliff in die Sache bringen, aber du hast dich ganz gut angestellt. Wenn du Lust hast, kannst du anfangen.“ Erst mal sehen, wie mir die anderen Jobs so gefallen, denke ich mir.

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