Kirche Wuppertaler Kirchen: Mehr Austritte, aber auch mehr Eintritte

Wuppertal · Analyse In Wuppertal melden Katholische und Evangelische Kirche gegen den Trend steigende Eintrittszahlen. Die Entwicklung insgesamt ist weiter rückläufig.

 Die Entwicklung der Mitgliedszahlen in den Kirchen ist rückläufig.

Die Entwicklung der Mitgliedszahlen in den Kirchen ist rückläufig.

Foto: Ingo Wagner

Die großen Kirchen verzeichnen weiter sinkende Mitgliederzahlen, dieser Trend lässt sich auch für Wuppertal feststellen. „Wir haben bereits 2018 beobachtet, dass die Austrittszahlen sehr hoch sind“, sagt Pastoralreferent Dr. Werner Kleine zur Situation der Katholischen Gemeinschaft im Stadtdekanat. Dort waren 2018 insgesamt 73 400 Gläubige gemeldet, im vergangenen Jahr wurden 679 Bestattungen und 572 Austritte registriert. „Wir haben 2018 fast eine Verdopplung der Zahlen zu 2017 gehabt, und für 2019 beobachten wir, dass diese Zahlen nochmals steigen werden“, sagt Kleine: Im Zeitraum von Januar bis Ende Juni 2019 verzeichne man 364 Austritte. Die Menschen liefen zwar „nicht in Scharen davon“, aber man könne und dürfe die Situation auch nicht ignorieren: Zusammengerechnet mit den Sterbefällen sei „ein deutliches Minus“ festzustellen.

Unterschiedliche Ursachen
für rückläufige Zahlen

Eine Entwicklung, die sich unabhängig von der Missbrauchs-Diskussion feststellen lasse. Die gehöre zwar mit zu den Ursachen für die rückläufigen Zahlen, doch es gebe vielfältige Gründe dafür, dass Menschen der Kirche den Rücken zukehrten: „Mein Eindruck ist der, dass viele den Kontakt zur Kirche verloren haben, beziehungsweise die Kirche den Kontakt zu den Leuten verloren hat.“ Kirche gehöre „nah ans Haus“, doch als nah werde sie oft nicht mehr wahrgenommen. „Wir ziehen uns hinter Kirchenmauern zurück.“ Wobei dies für Wuppertal - auch durch die Arbeit der Katholischen Citykirche - so nicht gelte, erklärt Kleine, „denn wir haben hier gegen den Bistums-Trend steigende Eintrittszahlen.“ 40 waren es 2018, unterteilt in sieben Eintritte und 33 Wiederaufnahmen, 486 Taufen wurden gezählt. 2018 betrug die Zahl aller Katholiken im Stadtdekanat 73 400. Gute Ideen und Überlegungen, wie dem Mitgliederrückgang begegnet werden kann, würden mit dem pastoralen Zukunftsweg aufgegriffen. „Man muss zu den Menschen gehen“, sagt Kleine, „und konkrete Begegnungen schaffen.“ In Zukunft würde der Arbeit von Laien und Ehrenamtlichen größere Bedeutung zukommen: „Es muss für sie mehr Verantwortung geben.“ Auch sei es personell künftig kaum mehr machbar, alle sonntäglichen Eucharistiefeiern zu ermöglichen. „Dafür haben wir viel zu wenige Priester“, so Kleine. „Meine persönliche Meinung ist, dass es auch einen Wert hat, wenn sich Gemeinde am Sonntag zum Wortgottesdienst trifft.“

Der demografische Wandel ist
ein entscheidender Faktor

Bei der Evangelischen Kirche sank die Zahl der Mitglieder 2018 ebenfalls erneut: 92 704 Gläubige zählte der Kirchenkreis Wuppertal, im Jahr zuvor waren es 94 840, rund 96 500 betrug die Zahl der Gläubigen 2016. Allerdings ging die Zahl der Austritte das dritte Jahr in Folge zurück, wie die Statistik zeigt: 534 Austritte waren es 2018 - im Vergleich dazu wurden 2017 noch 713 und 2016 insgesamt 738 Austritte notiert. Die Eintritte beliefen sich 2018 auf 92 - im Jahr 2017 waren es 135. Die Minderung des Mitgliederbestands der Evangelischen Kirche in Wuppertal um jährlich etwa 2000 Personen spreche eine deutliche Sprache, sagt Pfarrer Werner Jacken, „auch wenn wir immer noch die größte religiöse Gruppe in dieser Stadt stellen, und auch wenn jedes Jahr circa 150 erwachsene Personen eintreten.“ Und mehr als 500 Kinder in die Evangelische Kirche hinein getauft würden. Es helfe zwar, zu berücksichtigen, dass der demographische Faktor eine zentrale Rolle spiele: „Jedes Jahr müssen rund 1500 Mitglieder bestattet werden, der Altersdurchschnitt der Gläubigen ist hoch - aber beruhigen kann das nicht.“

Angesichts dessen gehe es umso mehr und vor allem darum, die Botschaft Jesu Christi bekannt zu machen. Und zwar so, dass sie heute verstanden wird, in Begegnungen auf Augenhöhe, zielgruppengerechten Formulierungen und auf vielen Kanälen. Das unterstreicht auch Superintendentin Ilka Federschmidt: „Im Sinne Gottes sind wir dann am attraktivsten, wenn wir identisch, echt sind - mit seiner Botschaft und seinem Auftrag für uns.“ Wichtig sei in der heutigen Zeit aber auch, Wertschätzung zu zeigen, sagt die Intendentin und kündigt an, Wuppertaler Christen direkt anzuschreiben „und einfach einmal danke zu sagen für ihre Mitgliedschaft.“

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