Zu wenig Fluglotsen: Verspätete Flüge und eine Imagekampagne

Der Beruf des Fluglotsen ist für junge Menschen ein Traumjob, doch nur wenige Bewerber bestehen den Eignungstest. Nun soll eine groß angelegte Werbekampagne die Personallücke bei der Flugsicherung schließen.

Frankfurt/Main/Düsseldorf . Die Deutsche Flugsicherung(DFS) leidet unter Personalmangel und sucht händeringend Nachwuchs. Mehr als eine Million Euro gibt das bundeseigene Unternehmen inzwischen imJahr für Nachwuchs-Werbung aus - und sucht erstmals sogar mitFernsehspots zur besten Sendezeit kurz vor der Tagesschau nach jungenLeuten. In den vergangenen Jahren wurden zu wenige Lotsen ausgebildet,jetzt mehren sich Verspätungen im Luftraum - vor allem der FlughafenDüsseldorf hat darunter zu leiden. Die Fluggesellschaften schimpfen.

Der Personalmangel hat seinen Ursprung in den Terroranschlägen vom 11.September 2001 in den USA und dem danach zeitweise rückläufigenLuftverkehr. Die Aussichten für die Branche schienen trüb. „Wir habenuns auf falsche Prognosen verlassen“, sagt DFS-Sprecher Axel Raab. DieFolge: „Wir haben damals zu wenig Personal eingestellt.“ Doch dann kamder Aufschwung viel schneller als erwartet. Und auch die Einbrüche nachder jüngsten Rezession werden schneller als von vielen erwartet wiederaufgeholt.

Besonders heikel ist das Problem bei der Überwachung des Luftraums inNordrhein-Westfalen, einem besonders komplexen Gebiet. Denn dieArbeitsplätze der speziell für diesen Luftraum ausgebildeten Lotsenwurden Ende 2002 von Nordrhein-Westfalen in die Zentrale nach Langen bei Frankfurt verlegt. Aber nicht alle Lotsen machten den Umzug mit.Derzeit arbeiten rund 150 Lotsen für diesen Bereich - und können dasSpitzenaufkommen mitunter nicht mehr bewältigen, was dann zu denVerspätungen führt.

Air-Berlin-Chef Joachim Hunold hat ausgerechnet, dass im ersten Halbjahr 2010 die von der Flugsicherung verursachten Verspätungsminuten um 285Prozent angestiegen seien. „Das verärgert nicht nur die Fluggäste,sondern verursacht dem Unternehmen auch noch Kosten in Höhe von 21,6Millionen Euro“, kritisierte Hunold im Bordmagazin seiner Airline.

AuchDeutschlands größte Fluggesellschaft Lufthansa klagt über Verspätungenam Düsseldorfer Flughafen, die zu 70 Prozent auf fehlende Lotsenzurückzuführen seien. Kunden würden aber gar nicht unterscheiden, ob die Schuld die Airline oder die Flugsicherung trage, gibt Sprecher FlorianGränzdörffer zu bedenken.

Für die Flugsicherung ist es nicht einfach, die Lücken rasch zuschließen. Denn die Ausbildung von Lotsen dauert in der Regel drei Jahre und jeder Lotse muss immer eine Lizenz für seinen Bereich erwerben.„Das dauert“, sagt Raab. Auch die Ausbildungskapazitäten, die für diegroßen Simulatoren benötigt werden, sind begrenzt. Erst kommendes Jahrdürften sich die Probleme in Düsseldorf erledigt haben. Aber auch fürandere Gebiete wird dringend Nachwuchs gesucht.

Derzeit arbeiten 1800 Fluglotsen bei der Deutschen Flugsicherung. Dieses Jahr sollen insgesamt 170 Auszubildende eingestellt werden, imkommenden Jahr 150 und 2012 sogar 210. Zwar kann die Flugsicherung mitjährlich rund 4500 Bewerbern rechnen - doch nur ein Bruchteil erfülltdie harten Einstellungsbedingungen.

Dazu gehören auch Tests zurBelastbarkeit, zum räumlichen Vorstellungsvermögen, zum Teamverhaltensowie zur Konzentrations- und Merkfähigkeit. „Es müssen alle alle dieseFähigkeiten haben“, sagt Raab. „Von 100 Bewerbern schaffen es fünf.“Weitere scheiden zum Beispiel bei den medizinischen Tests aus.

Dass die Flugsicherung kaum genügend Nachwuchs findet, liegt nachEinschätzung von Raab vor allem daran, dass der Beruf nicht bekanntgenug ist. „Viele trauen sich das auch nicht zu.“ Zu Unrecht, sagt er,denn dies werde in den Einstellungstests genau geprüft. Und dieFlugsicherung biete eine gute Bezahlung - je nach Einsatzgebiet 6000 bis 10 000 Euro brutto im Monat, plus Zulagen. „Am Gehalt wird es nichtliegen“, meint Raab.

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