Goldener Oktober Zahl der Jobsucher auf Rekordtief: 2.54 Million ohne Job

Nürnberg (dpa) - Der Herbstaufschwung und die stabile Konjunktur haben dem deutschen Arbeitsmarkt einen goldenen Oktober beschert. Mit 2,54 Millionen sank die Zahl der Jobsucher auf ein Rekordtief - weniger Arbeitslose hatte es zuletzt vor 25 Jahren kurz nach der Wiedervereinigung gegeben.

Goldener Oktober: Zahl der Jobsucher auf Rekordtief: 2.54 Million ohne Job
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Damit waren zuletzt 68 000 weniger Männer und Frauen arbeitslos gemeldet als im September und 109 000 weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mitteilte.

Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Punkte auf 5,8 Prozent zurück. Selbst nach Abzug saisonaler Effekte wäre die Arbeitslosigkeit um 13 000 zurückgegangen. Würden allerdings alle derzeit an einem Job interessierten Flüchtlinge mitgezählt, wäre die Arbeitslosenzahl deutlich höher. Solange sie Integrations- und Berufsvorbereitungskurse absolvieren, gelten sie nämlich offiziell nur als „arbeitssuchend“.

Für BA-Chef Frank-Jürgen Weise gibt es dennoch keinen Zweifel: „Der Arbeitsmarkt hat sich im Oktober gut entwickelt.“ Er führt den etwas stärkeren Rückgang der Oktober-Arbeitslosigkeit vor allem auf die gute wirtschaftliche Lage zurück: „Die Konjunktur läuft gut, auch wenn es einen leichten Dämpfer gab. Der private Konsum ist sehr stark, der Bausektor ebenfalls“, sagte Weise. Und auch in anderen Branchen laufe es derzeit rund.

Zufrieden mit der aktuellen Entwicklung zeigte sich auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD). „Der Arbeitsmarkt ist weiter unter Dampf und ist ein echter Lichtblick in der jetzt beginnenden dunklen Jahreszeit.“ Nach dem Sommer sei vor allem die Beschäftigung „wieder kräftig angesprungen“. Binnen eines Jahres sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig arbeitenden Menschen um fast eine halbe Million gestiegen.

Ein Blick in die Bundesagentur-Statistik zeigt aber auch: Der Arbeitsmarkt profitiert derzeit davon, dass rund 230 000 eigentlich arbeitssuchende Flüchtlinge noch in Integrations- und Berufsvorbereitungskursen stecken; sie gelten offiziell nicht als arbeitslos. Würde man sie mitzählen, läge die Oktober- Arbeitslosigkeit bei rund 2,77 Millionen. Nähme man auch die arbeitssuchenden Inländer dazu, würde die Arbeitslosigkeit sogar bei 3,506 Millionen liegen.

Ungeachtet dessen wächst auch die Zahl der amtlich registrierten arbeitslosen Flüchtlinge. Sie lag im Oktober bei 157 000 - das sind rund 70 000 mehr als vor einem Jahr. Allerdings finden nach BA-Beobachtungen auch immer mehr Flüchtlinge eine Arbeit: Ende August hatten 111 000 Männer und Frauen aus sogenannten Asylherkunftsländern einen sozialversicherungspflichtigen Job - und damit 30 000 mehr als im August 2015.

Erste Erfolge sieht die Bundesagentur für Arbeit (BA) derweil bei der Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit. Die Zahl der Menschen, die mehr als ein Jahr ohne Job waren, sei im Oktober um 72 000 niedriger gewesen als im Vorjahr, sagte BA-Vorstandsmitglied Detlef Scheele. Mit 951 000 habe ihre Zahl zudem erstmals deutlich unter einer Million gelegen.

„Das ist noch keine Trendwende. Wir sehen aber einen Silberstreif am Horizont“, fügte Scheele hinzu, der im Frühjahr 2017 die Nachfolge von BA-Chef Weise antritt. Ein Grund für den Erfolg sei auch die gute Konjunktur. Größtenteils sei dafür aber die verbesserte Betreuung der Langzeitarbeitslosen in den Jobcentern verantwortlich, sagte Scheele. In vielen Jobcentern würden Erfolge sichtbar. Inzwischen nähmen fast 9400 Langzeitarbeitslose an einem entsprechenden Bundesprogramm teil.

Weiter entspannt hat sich nach der ebenfalls am Mittwoch vorgelegten Lehrstellenbilanz für 2015/2016 die Lage auf dem Lehrstellenmarkt. Mit 547 000 Bewerbern und nur rund 1000 weniger angebotenen Lehrstellen habe sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage erstmals geschlossen, berichtete BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. Trotzdem waren zuletzt 20 600 junge Leute bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz leer ausgegangen - und das, obwohl letztlich 43 500 Lehrstellen unbesetzt blieben.

Die Zahlen zeigten, dass auf dem Ausbildungsmarkt weiter „große Ungleichgewichte“ bestünden, sagte Becker. Während es in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Baden-Württemberg und im Saarland ein Überangebot an Lehrstellen gebe, fehlten sie in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen. Schwer zu besetzen seien weiter Azubi-Plätze in der Gastronomie und der Hotellerie, im Reinigungsgewerbe, im Bäcker- und Fleischerhandwerk, im Friseurhandwerk und in den Bau- und Ausbauberufen.

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