Wohnungsnot : Bauland-Kommission: Bauen – oder enteignet werden
Berlin Die Bauland-Kommission legt ihre Vorschläge vor: Grundstücksbesitzer sollen zur Bebauung gezwungen werden.
Nach wie vor werden viel zu wenige Wohnungen gebaut. Eine Ursache ist knappes Bauland. Die von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) eingesetzte Baulandkommission hat nun Vorschläge unterbreitet, um dem Problem beizukommen. Eine Idee: Eigentümer sollen praktisch zur Bebauung ihrer Grundstücke gezwungen werden können.
Gut jeder zweite Bürger in Deutschland wohnt zur Miete. Doch vor allem in den Ballungszentren sind Unterkünfte rar und teuer. Zur Entschärfung hat die große Koalition 1,5 Millionen neue Wohnungen versprochen. Um dieses Ziel bis Ende 2021 zu erreichen, müssten jährlich 375 000 Unterkünfte errichtet werden – im vergangenen Jahr waren es aber nur 287 000.
Die Baulandkommission aus Vertretern von Koalition, Ländern, sowie Wohnungs-, Immobilien- und kommunalen Spitzenverbänden hat am Dienstag nun ihre Ergebnisse präsentiert. In neun Monaten Arbeit hat sie Handlungsempfehlungen zusammengetragen. Ein zentraler Punkt dabei: Die Kommission empfiehlt den Ländern im Rahmen einer Änderung des Baugesetzbuches die Anwendung des Baugebots „zu erleichtern“. Dahinter verbirgt sich eine Pflicht für Eigentümer, ihr Grundstück entweder selbst zu bebauen oder es an Interessenten zu verkaufen. Entsprechende Pläne gibt es bereits in Tübingen. Dort wurden Grundstückseigner aufgefordert, entweder ein Baugesuch einzureichen, oder das Grundstück zum Verkehrswert an die Stadt zu veräußern. Andernfalls droht eine Enteignung.