Wirtschaftsforscher warnt vor neuer globaler Krise

Düsseldorf (dpa) - Angesichts der dramatischen Verluste an den Börsen in Europa und den USA sieht der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, die Gefahr einer neuen Weltwirtschaftskrise heraufziehen.

„Die Lage ist besorgniserregend.

Denn die Panik an den Finanzmärkten kann schnell die Kreditvergabe und die Kreditnachfrage zum Absturz bringen“, sagte Horn „Handelsblatt Online“. Dies würde eine globale Krise zur Folge haben. Wichtig sei jetzt, dass die Politik Vertrauen erzeugt. „In Europa heißt dies, dass der Europäische Rettungsschirm EFSF tätig werden muss, falls Staatsanleihen weiter unter Druck geraten. In den USA sollte die Fed entsprechend intervenieren“, sagte Horn.

Ähnlich äußerte sich der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater. Für hoch verschuldete Länder wie Italien reiche eine neue Finanzpolitik allein nicht aus. Es seien auch „ganz kurzfristige markttechnische Maßnahmen notwendig, um die Finanzmärkte zu stabilisieren“, sagte Kater „Handelsblatt Online“. "Markteingriffe durch den Rettungsschirm EFSF stehen hier an erster Stelle, um selbstverstärkende Spekulationswellen gleich im Entstehen abzufangen und damit zu verhindern, dass sie sich zu schweren Turbulenzen ausweiten.“

Das schwindende Vertrauen in das Krisenmanagement von Politik und Notenbanken hat am Donnerstag weltweit die Börsen abstürzen lassen. Der Dax war den siebten Tag in Folge im Abwärtstrend und schloss bei 6414 Punkten - 3,4 Prozent schwächer als am Vortag. Im späten Parketthandel ging es weiter abwärts - der L-Dax schloss bei 6381 Punkten. „Jetzt brechen die letzten Dämme“, kommentierten Börsianer den Kursrutsch unter das März-Tief nach der Japan-Katastrophe. Der europäische EuroStoxx 50 sackte um weitere 3,28 Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. In den USA verlor der Dow Jones bis kurz vor Handelsschluss 2,85 Prozent auf 11 556 Punkte.

„Wir sehen zur Zeit eine kräftige Korrektur“, sagte Marktstratege Christian Stocker von der Unicredit. „Die Frühindikatoren aus den USA haben frühzeitig Warnsignale gesendet. Doch erst mit dem Hochkochen der Schuldenproblematik in den USA ist dies, verbunden mit den Schuldenproblemen in Europa, mit Wucht in den Vordergrund gerückt.“ Stocker kann sich ein weiteres Absacken bis auf 6200 Punkte im Dax in den nächsten Wochen vorstellen, bevor der Boden gefunden ist und es wieder hochgeht.

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