Welt-Energie-Bericht: Nahost bleibt als Öllieferant entscheidend

London (dpa) - Die Weltwirtschaft wird auch in den nächsten Jahrzehnten weiter am Tropf der Ölscheichs aus dem Nahen Osten hängen.

Das ist ein Kernergebnis des neuen Weltenergie-Berichts, den die Internationale Energieagentur (IEA) am Dienstag in London vorstellte.

Die USA werden zwar bereits 2015 - und damit früher als zunächst erwartet - die Rolle des global führenden Erdölproduzenten übernehmen und die klassischen Nahost-Lieferanten kurzfristig zurückdrängen, sagte IEA-Chefökonom Fatih Birol. Jedoch werde der Boom von Schiefergas und Ölsanden nicht über die 2020er Jahre hinaus anhalten.

„Der Nahe Osten wird entscheidend sein - heute und morgen“, sagte Birol. Indien werde als Land mit dem größten Öldurst China nach 2020 ablösen. Weltweit werde die Nachfrage bis zum Jahr 2035 weiter steigen - um 14 Millionen Barrel (ja 159 Liter) pro Tag auf dann 101 Millionen Barrel.

In Europa gehe sie vor allem aufgrund weiterer Effizienzsteigerungen zurück. Auf dem Treibstoffmarkt werde die Nachfrage vor allem von der weiter zunehmenden Zahl von Lastwagen getrieben. „Wir werden sehr viel mehr Diesel brauchen als Benzin“, sagte Birol.

Insgesamt steige die Energienachfrage über alle Energieträger bis 2035 weltweit um ein Drittel, heißt es in dem Bericht. Die großen Unterschiede bei den Energiepreisen in der Welt werden nach Auffassung der IEA die Wettbewerbsfähigkeit in den Regionen stark beeinflussen.

So näherten sich die Preise in Europa und den USA bis zum Jahr 2035 zwar an. Firmen in Europa müssten aber auch dann noch das Doppelte für Energie zahlen wie in den USA. Das habe Folgen vor allem für Branchen mit hohem Energieaufwand, wie etwa die Stahlindustrie.

Die IEA geht davon aus, dass der Anteil der EU an den Exporten von mit hohem Energieaufwand produzierten Gütern bis zum Jahr 2035 um 10 Prozent sinkt, aus Japan um drei Prozent. Dagegen werde der Anteil Chinas, Indiens, des Nahen Ostens und der USA steigen.

Bei der Vermeidung der Erderwärmung komme die Welt nicht voran. „Wir sind ganz klar aus der Spur“, sagte Birol. Wenn nichts geschehe, werde das Ziel einer Erderwärmung von höchstens zwei Grad Celsius deutlich verfehlt. Gegenwärtig stehe man bei 3,6 Grad.

Noch immer seien die westlichen Länder beim Pro-Kopf-Ausstoß von Klimagasen führend. China werde hier aber bereits 2015 die Hauptrolle einnehmen. Insgesamt blieben die entwickelten Länder jedoch auch 2035 für den Löwenanteil des Ausstoßes von Treibhausgasen pro Kopf verantwortlich.

Erneuerbare Energien werden nach den Berechnungen der Weltenergieagentur ihren Anteil am Gesamtaufkommen in den nächsten Jahrzehnten erhöhen. Er werde bis 2035 von derzeit 18 Prozent auf 25 Prozent steigen.

Vor allem die Wasserkraft sei in Ländern wie China und Indien auf dem Vormarsch. In Brasilien, das 2015 seine Rolle als Importeur von Energie zum Exporteur wechseln werde, habe die Wasserkraft den größten Zuwachs am inländischen Energiemix.

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