Weihnachtsgeld trotz Krise

In vielen Branchen gibt es in diesem Jahr mehr Extrageld. Den Spitzenplatz nehmen die Banken ein.

Düsseldorf. Banker bekommen zum Fest ein volles Monatsgehalt, Reinigungskräfte bekommen nichts: Beim Weihnachtsgeld gibt es in Deutschland weiterhin ein starkes Gefälle. Der Wirtschaftskrise zum Trotz können sich aber insgesamt viele Arbeitnehmer dieses Jahr wegen Tariferhöhungen über mehr Extrageld zum Jahresende freuen.

In tarifgebundenen Betrieben liege der Zuwachs dann je nach Branche und Region zwischen 1,5 Prozent und 7,3 Prozent, das entspricht bei mittleren Einkommen 16 Euro bis 117 Euro. Das teilte das WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf mit. Beschäftigte profitierten von neuen Tarifabschlüssen, sagte Reinhard Bispinck, Leiter des WSI-Tarifarchivs. Die stärkste Erhöhung erhalten Mitarbeiter in der chemischen Industrie in Ostdeutschland mit 7,3 Prozent bzw. 117 Euro.

Mehr Geschenke können auch Beschäftigte der Metallindustrie von Nordwürttemberg und Nordbaden kaufen: Sie bekommen 4,2 Prozent mehr Weihnachtsgeld, das sind 56 Euro. Im NRW-Einzelhandel steigt die Zahlung um 2,1 Prozent, in der chemischen Industrie Nordrhein um 3,3 Prozent. Keine Erhöhung gibt es dagegen zum Beispiel in der Druckindustrie und im Tarifbereich der Textilindustrie Westfalen und Osnabrück.

Zu früh freuen dürfen sich Beschäftigte mit Zuwächsen allerdings nicht: Wegen der Krise werde der Bonus nicht in allen Betrieben voll ausgezahlt, hieß es. In vielen Tarifverträgen gebe es nämlich spezielle Klauseln, die in Krisenzeiten Abstriche bei Sonderzahlungen erlauben. In jedem zehnten Betrieb wurden laut einer Umfrage unter Betriebsräten seit Mitte vergangenen Jahres Abstriche bei Sonderzahlungen und Zulagen vorgenommen, berichtete das Tarifarchiv.

Spitzenreiter bei der Bemessungsgrundlage des Weihnachtsgeldes sind die Beschäftigten im Bankgewerbe und in der Süßwarenindustrie, denen jeweils ein volles Monatsgehalt zusteht. In der westdeutschen Chemieindustrie sowie in der Druckindustrie gibt es immerhin 95 Prozent. Darunter liegen unter anderem die Bereiche Versicherungen (80 Prozent) und der westdeutsche Einzelhandel (62,5 Prozent).

Im öffentlichen Dienst der Gemeinden beträgt das Weihnachtsgeld je nach Vergütungsgruppe zwischen 60 und 90 Prozent. Kein Weihnachtsgeld erhalten laut WSI-Tarifarchiv die Beschäftigten des Bauhauptgewerbes im Osten und des Gebäudereinigerhandwerks.

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