Berlin Was die Rentensteigerung bedeutet

Berlin. · Für den Westen gibt es ein Renten-Plus von 3,45 Prozent – es könnte vorerst die letzte große Erhöhung sein.

 Bei 1000 Euro Rente gibt es im Westen 34,50 Euro mehr.

Bei 1000 Euro Rente gibt es im Westen 34,50 Euro mehr.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Den 21 Millionen Rentnern in Deutschland winkt zum 1. Juli erneut eine spürbare Anhebung ihrer gesetzlichen Altersbezüge. „Auch in ungewissen Zeiten steht die Rentenversicherung für Verlässlichkeit“, kommentierte Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) die Zahlen. Nachfolgend die wichtigsten Daten und Hintergründe im Überblick.

Wie hoch ist die Rentenanpassung?

In den alten Bundesländern steigen die Renten um 3,45 Prozent und in den neuen Ländern um 4,20 Prozent. Eine Rente von 1000 Euro im Westen erhöht sich damit um 34,50 Euro. Im Osten gibt es ein Plus von 42 Euro. Damit beträgt das Rentenniveau in den neuen Ländern zur Jahresmitte 97,2 Prozent des Wertes in den alten Ländern. Laut Gesetz soll das Rentenniveau im Osten schrittweise bis 2024 dem des Westens angeglichen werden.

Wie ist die Steigerung einzuordnen?

Bei der anstehenden Anpassung handelt es sich um die größte Steigerung seit dem Jahr 2016. Damals bekamen Rentner im Westen einen Zuschlag von 4,25 Prozent. Im Osten waren es sogar  5,95 Prozent. Einschließlich der Anpassung zum 1. Juli werden sich die Altersbezüge seit dem Jahr 2016 um insgesamt 16,0 Prozentpunkte erhöht haben. In den neuen Ländern liegt der Zuwachs sogar bei 21,02 Prozentpunkten. Bei diesem Unterschied gilt es allerdings auch zu bedenken, dass die gesetzliche Rente im Osten rund 90 Prozent der Gesamteinkünfte im Alter ausmacht. Im Westen dagegen sind es nur knapp 60 Prozent, weil hier zum Beispiel auch Betriebsrenten eine deutlich stärkere Rolle spielen.

Wie berechnet sich die Rente?

Berechnungsgrundlage für die aktuelle Rentenanpassung ist die Lohnentwicklung des Jahres 2019 im Vergleich zum Jahr davor. Demnach betrug die Lohnsteigerung 3,28 Prozent in den alten und 3,83 Prozent in den neuen Bundesländern. Weil die Zahl der Beschäftigten wegen der guten Konjunktur schneller stieg als die der Rentner, wirkte sich auch der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel rentensteigernd aus. Im  umgekehrten Fall hätte dieser Faktor einen dämpfenden Effekt bei der Rentenanpassung gehabt.

Wie steht es um das allgemeine Rentenniveau?

Das Rentenniveau, also das Verhältnis zwischen einer sogenannten Standardrente nach 45 Versicherungsjahren bei stets durchschnittlichem Verdienst zum jeweils aktuellen Durchschnittseinkommen aller Beschäftigten, beträgt 48,2 Prozent. Diese statistische Größe sagt allerdings wenig über die individuelle Rente aus, allein schon deshalb, weil sich die Lohnhöhe im Laufe einer Erwerbsbiografie sehr unterschiedlich gestaltet. Aufgrund einer gesetzlichen „Haltelinie“ soll das Rentenniveau bis zum Jahr 2025 nicht unter 48 Prozent sinken.

Was ist für die Zukunft zu erwarten?

Weil in den kommenden Jahren die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, wird es auch weniger Beitragszahler geben. Schon deshalb sind in absehbarer Zukunft tendenziell geringere Rentensteigerungen zu erwarten. Erschwerend kommt nun hinzu, dass die Corona-Krise mit deutlich mehr Kurzarbeit und wohl auch spürbar mehr Arbeitslosen verbunden sein wird. Das lässt spürbare Rentenerhöhungen noch mehr in die Ferne rücken. Laut Gesetz dürfen die Renten zumindest nicht sinken, egal, wie sich Löhne und Beschäftigung entwickeln. Wegen der zeitweilig schlechten Wirtschaftslage mussten die Rentner seit der Jahrtausendwende schon vier Nullrunden hinnehmen. vet

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