Meinung Warum die Warenhäuser ums Überleben kämpfen

Meinung · Die Lage bei Kaufhof und Karstadt scheint deutlich ernster zu sein als befürchtet. Einfache Lösungen wird es für den Handel nicht geben.

 Bei der kriselnden Kaufhauskette Kaufhof sollen im Zuge der Fusion mit dem Rivalen Karstadt rund 2600 Stellen abgebaut werden.

Bei der kriselnden Kaufhauskette Kaufhof sollen im Zuge der Fusion mit dem Rivalen Karstadt rund 2600 Stellen abgebaut werden.

Foto: dpa/Marius Becker

Es läuft nicht gut im deutschen Mode- und Einzelhandel: Gerry Weber kämpft ums Überleben, Marken wie Esprit und Tom Tailor fahren knallharte Sanierungsprogramme. Die Lage bei den beiden Warenhaus-Dinosauriern Kaufhof und Karstadt, die sich mit einer „Not-Fusion“ retten wollen, scheint deutlich ernster zu sein als befürchtet. Bereits im November musste die Karstadt-Mutter Signa nach eigenen Angaben Kaufhof mit einer „Finanzspritze in signifikanter Millionenhöhe“ retten.

Viele der Probleme im Handel sind hausgemacht. Gerry Weber etwa setzte wie andere Marken zu lange auf den stationären Handel. Auch Kaufhof und Karstadt sind erst spät auf den digitalen Zug aufgesprungen und haben so wichtige Zeit verloren. Ein Branchenexperte rechnete am Freitag vor, dass Karstadt/Kaufhof-Eigner René Benko für eine erfolgversprechende Online-Offensive zwei Milliarden Euro investieren müsste. Davon war am Freitag nicht die Rede. 

Stattdessen setzt Konzern-Chef Stephan Fanderl erst einmal auf die  Klassiker der Kostenreduzierung: Stellenabbau, Ausstieg aus der Tarifbindung und Flächenreduzierung. Mit welcher Strategie die neue Warenhausholding künftig ihr Geld verdienen will, blieb offen. Ohne Zukunftsperspektive dürfte es Fanderl aber schwerfallen, die Zustimmung der Gewerkschaften für die notwendigen Sanierungspläne zu bekommen. Zu oft haben die Mitarbeiter in der Vergangenheit bereits Verzicht geübt – und sie sind meist bitter enttäuscht worden.

 Ein Kommentar von Annette Ludwig.

Ein Kommentar von Annette Ludwig.

Foto: Sergej Lepke

Einfache Lösungen wird es dabei für den Handel nicht geben. Die digitale Konkurrenz wächst. Und eine Studie bescheinigte gerade erst vielen deutschen Innenstädten bestenfalls die Note „befriedigend“ in Sachen Einkaufsattraktivität. Warum? Weil die Kunden die Nase voll haben von uniformen Citys mit den immer gleichen Marken. Sind die klassischen Warenhäuser am Ende ihres Lebenszyklus’? Es sieht ganz danach aus. Sie müssen sich neu erfinden.

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