Warum der Bitcoin das Klima bedroht
Um die virtuelle Währung mit Computern erzeugen zu können, wird extrem viel Strom gebraucht. Die Server stehen oft neben Kohlekraftwerken in China.
Düsseldorf. Eon-Chef Johannes Teyssen neigt nicht zu maßlosen Übertreibungen. Und als Chef eines Energiekonzerns kennt er sich mit Strom aus. Es muss also zu denken geben, wenn Teyssen sich mit Blick auf die virtuelle Währung Bitcoin ungewöhnlich skeptisch äußert. Für die immer komplexeren Rechenoperationen, die nötig seien, um Bitcoins weltweit zu erzeugen, brauche es aktuell etwa 40 Terrawattstunden Strom im Jahr. „Das ist so viel wie ganz Ungarn verbraucht“, rechnet der Manager vor. Bis 2020 könnte die Herstellung von Bitcoins „so viel Strom verschlingen, wie heute die ganze Welt verbraucht“, so Teyssen.
Holger Berg, Projektleiter Kreislaufwirtschaft beim Wuppertaler Klima-Institut, teilt diese Horrorvision nicht. „Das ist eher Panikmache“, sagt er auf Nachfrage dieser Zeitung. Bergs Begründung: Der Wert der benötigten Elektrizität übersteige den aktuellen Wert des Bitcoin bei Weitem. Außerdem: Die Maschinen und Einrichtungen, die diese ganze Energie verbrauchen sollen, seien noch gar nicht vorhanden.
Berg räumt allerdings ein, dass Bitcoin-Transaktionen sehr viel Energie benötigen. Insofern sind Befürchtungen, das blühende Geschäft mit den digitalen Währungen könne die Energiewende bedrohen, nicht von der Hand zu weisen. Denn das lukrative Rennen der Bitcoin-Erzeuger gewinnen die mit den stärksten und schnellsten Rechnern — und die stehen dort, wo die Stromkosten besonders niedrig sind — zum Beispiel in China. Ein Großteil des sogenannten Schürfens von virtuellen Währungen findet dort statt. Vor allem im Norden Chinas gibt es reichlich Kohlekraftwerke mit überschüssiger Kapazität. Nur vier Cent pro Kilowattstunde kostet dort der Strom. Branchenkenner schätzen, dass pro Bitcoin acht bis 13 Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids anfallen.