Währung als politische Waffe

Immer mehr Staaten setzen auf Abwertung, um die Ausfuhren zu verbilligen.

Washington. Im Jahr eins nach der schlimmsten Rezession der Nachkriegszeit droht der Welt ein Währungskrieg. Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, warnt davor, Staaten könnten Währungen zunehmend als "politische Waffe" einsetzen, um der eigenen Wirtschaft auf Kosten der Handelspartner zu helfen. Doch wie funktioniert das? Fragen und Antworten zum Thema Abwertung.

Wie viel eine Währung wert ist, darüber entscheiden Angebot und Nachfrage. Wie für Butter, Wein oder Rohöl gibt es dafür einen Markt, den Devisenmarkt. Dort können Unternehmen oder Privatleute die Währung kaufen, die sie etwa für die Abwicklung von Geschäften in anderen Ländern benötigen oder die sie für sicher halten.

Oft werden fremde Währungen gekauft, um Geld anzulegen - oder verkauft, wenn Anleger Angst bekommen: Im Frühjahr 2010 waren viele Anleger aus Euroanlagen "geflüchtet". Damals ließ die griechische Schuldenkrise das Vertrauen in die europäische Union wackeln, und der Eurokurs brach ein. Dazu kommt, dass Devisenhändler Milliarden einsetzen, um an bestimmten Kursentwicklungen Geld zu verdienen. Damit kann eine Kursrichtung noch deutlich verstärkt werden.

Richtig festlegen lässt sich ein freier Wechselkurs nicht. Es gibt verschiedene "Werkzeuge", um den Preis einer Währung zu beeinflussen. Will ein Land seine Währung "billiger" machen, also abwerten, kauft es große Mengen einer fremden Währung und bezahlt mit der eigenen. Das machen im Moment die Japaner, um den Wert des Yen zum Dollar zu drücken. Eine andere Möglichkeit sind Verbote: Staaten legen fest, dass die eigene oder fremde Währungen nur in bestimmten Mengen ein- oder ausgeführt werden dürfen. Außerdem können Staaten feste Wechselkurse vereinbaren.

Wird die eigene Währung billiger, lassen sich eigene Waren preiswerter in anderen Ländern verkaufen. Das hilft vor allem, wenn die eigene Wirtschaft zu teuer produziert und eigentlich gar nicht wettbewerbsfähig ist. Beispiele sind Italien und Frankreich, die in der Zeit vor dem Euro jahrelang nur mit Abwertungen von Lira und Franc zur harten D-Mark über die Runden gekommen sind. Damit wurden ihre Produkte etwa für die deutschen Kunden günstiger, die Chance, mehr Produkte zu verkaufen, stieg also. Zur Zeit hält China den Kurs des Yuan künstlich niedrig, indem das Land immer wieder große Mengen fremder Währungen kauft.

Dahinter steckt die Sorge, dass ein weltweiter Abwertungswettlauf einsetzt: Europa und vor allem die USA werfen China vor, mittels einer künstlich unterbewerteten Währung die eigenen Ausfuhren zu verbilligen. Auf der anderen Seite kommt den USA ihr schwacher Dollar auch nicht ungelegen, um selbst auf dem Weltmarkt bestehen zu können.

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