Wachstum in Übersee treibt Stihl auf neue Bestmarke zu

Waiblingen (dpa) - Der Motorsägen-Weltmarktführer Stihl steuert auf ein neues Rekordjahr zu. Ein zweistelliges Umsatzplus wie im vergangenen Jahr hält Vorstandschef Bertram Kandziora aber für unwahrscheinlich.

„Davon gehe ich nicht aus. Im Moment liegen wir bei rund sieben Prozent“, sagte der Manager der Nachrichtenagentur dpa. 2011 hatte die Gruppe einen Rekorderlös von 2,62 Milliarden Euro eingefahren - ein Plus von 10,8 Prozent.

Zum Gewinn macht das schwäbische Unternehmen mit seinen weltweit 12 320 Mitarbeitern wie üblich keine genauen Angaben. „Er wird sich auf jeden Fall nicht schlechter als der Umsatz entwickeln“, verriet Kandziora jedoch. Die Eigenkapitalquote stehe weiterhin bei knapp 70 Prozent - entsprechend unabhängig ist Stihl von den Banken.

Auf den einzelnen Märkten ist das Bild für die in Summe glänzenden Stihl-Geschäfte äußerst gemischt. Wie etwa die Autobranche auch, steht das Traditionsunternehmen vor allem in Europa vor Problemen. Dort sei in den Krisenstaaten Italien, Spanien, Portugal und Griechenland der Umsatz gesunken. Auch einige osteuropäische Länder, die deutlich vom Export in den Kernbereich Europas abhängen, entwickelten sich negativ.

„Deutschland ist relativ stabil, verzeichnet in diesem Jahr aber kein Wachstum. Aber wir haben im Jahr davor fast 10 Prozent Wachstum in Deutschland erzielt. Ich gehe davon aus, dass wir hier bis Ende des Jahres eine schwarze Null schreiben“, sagte Kandziora. Im Heimatland setzte Stihl zuletzt etwa jeden zehnten Euro um. Der Markt sei solide. „In Deutschland hatten wir in der Weltwirtschaftskrise keinen Rückgang und damit keinen Nachholbedarf.“

Den größten Anschub auf der Erlösseite hat der Hersteller von Produkten wie Motorsägen, Gartengeräten, Bohrern und Trennschleifern aktuell in den USA und Kanada. „Nordamerika, wenn man es vom Umsatz her sieht, ist sehr gut im Plus, da hilft aber auch die Währung. Nordamerika ist der größte Einzelmarkt überhaupt. Was sich dort tut, bestimmt letztendlich einen großen Teil des Gesamtumsatzes“, berichtete der Manager. Auch das Boomland Brasilien, wo Stihl Marktführer sei, habe „gute Zuwächse“.

Das waldreiche Russland sei zweistellig im Plus und werde immer wichtiger. „Im Jahr 2000 hatte Russland für uns noch eine geringe Bedeutung. Inzwischen ist dieser Markt in unserer Umsatzliste weit vorgerückt.“ Auch noch weiter östlich, in Asien, werde zunehmend über Stihls Zukunft entschieden. „China ist der nächste Kandidat, der schon einen guten Weg gegangen ist. Indien hat seit mehreren Jahren große prozentuale Mengenzuwächse, liegt aber absolut immer noch auf überschaubarem Niveau“, berichtete der Vorstandsvorsitzende.

In den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Welt seien westliche Produkte aber keineswegs ein Selbstläufer. Dort gebe es kaum Privatkunden. „Das private Einfamilienhaus mit nennenswertem Garten ist in China praktisch nicht vorhanden. Ein wohlhabender Chinese mit entsprechendem Anwesen arbeitet nicht selbst mit den Produkten“, gab Kandziora zu bedenken. „Er lässt fahren, er lässt arbeiten und es interessiert ihn weniger, ob das Werkzeug leistungsfähig oder komfortabel ist.“ Gleiches gelte für Indien.

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