Volkswirte: Arbeitsmarkt im zweiten Halbjahr weniger dynamisch

Nürnberg (dpa) - Der Arbeitsmarkt in Deutschland wird sich nach Expertenprognosen weiter positiv entwickeln - im zweiten Halbjahr allerdings etwas langsamer als bisher.

Volkswirte: Arbeitsmarkt im zweiten Halbjahr weniger dynamisch
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Die Erwerbslosenzahl werde weiter zurückgehen, denn noch immer sei die Zahl der unbesetzten Stellen hoch, berichteten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die derzeit niedrigen Zinsen, höhere Reallöhne und der schwache Euro könnten zudem zu mehr Wachstum führen und damit auch den Arbeitsmarkt weiter ankurbeln.

Auch die Konjunktur habe sich nach einem schwachen Jahresstart inzwischen gebessert, sagte der Volkswirt der DZ-Bank, Michael Holstein. „Es geht weiter aufwärts am Arbeitsmarkt, aber mit gebremstem Tempo“, sagte er. Auch die Griechenland-Krise spielt nach Einschätzung der Ökonomen weiter keine große Rolle. „Die Unsicherheit um die Fortsetzung der Griechenland-Hilfen hat die Einstellungspläne der Unternehmen nicht beeinträchtigt“, sagte etwa KfW-Volkswirt Jörg Zeuner.

Einzelne Ökonomen gehen zwar davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen im Jahresverlauf auch leicht zunehmen könnte. Vor allem der Mindestlohn könne sich im zweiten Halbjahr negativ auswirken - überwiegend in den strukturschwachen Regionen des Ostens. Und auch die hohe Zuwanderung mache sich allmählich auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar.

Die meisten Volkswirte rechnen jedoch allenfalls mit einer stagnierenden Erwerbslosigkeit. Die größten Anpassungsreaktionen auf den Mindestlohn - tausende Minijobs wurden dadurch seit Jahresanfang abgebaut - seien mittlerweile abgearbeitet, sagte Steffen Henzel vom Münchner Ifo-Institut. Dies hätten Umfragen bei den Unternehmen ergeben. Für das Gesamtjahr gehen die Experten von einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent aus.

Derzeit macht sich auf dem Arbeitsmarkt vor allem die beginnende Ferienzeit bemerkbar. Unternehmen verschieben Neueinstellungen traditionell auf den Herbst. Und zahlreiche Jugendliche melden sich nach abgeschlossener Schul- oder Berufsausbildung vorübergehend arbeitslos. Für den Juli gehen die Ökonomen daher von etwa 2,75 Millionen Arbeitslosen in Deutschland aus. Dies wären rund 40 000 mehr als im Juni und etwa 120 000 weniger als vor einem Jahr.

Nach Abzug der im Juli meist stärkeren Saisoneffekte könnte die Zahl der Arbeitslosen sogar um etwa 5000 gesunken sein. Am Jahresanfang waren diese Rückgänge allerdings noch doppelt bis dreimal so groß. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen für Juli will die Bundesagentur für Arbeit an diesem Donnerstag (30.7.) veröffentlichen.

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