Verhandlungen zu IhrPlatz scheitern - Ausverkauf bei Schlecker

Stuttgart/Ehingen (dpa) - Mitten in den Ausverkauf bei Schlecker platzt die nächste Hiobsbotschaft für die rund 5000 Mitarbeiter bei IhrPlatz und Schlecker XL: Die Gläubiger und der Investor Dubag erklärten ihre anfangs vielversprechenden Verhandlungen am Freitag für gescheitert.

„Die Gespräche sind abgebrochen worden“, sagte ein Sprecher der Verhandlungsparteien der Nachrichtenagentur dpa. Damit ist das Schicksal für die zwei zukunftsträchtigen Töchter aus dem einstigen Schlecker-Imperium wieder völlig offen.

Nach übereinstimmenden Worten von Sprechern der beteiligten Seiten ist das Thema Dubag unwiderruflich durch - die Differenzen seien zu groß gewesen. Man werde nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren. Der Knackpunkt sei am Ende das Thema Schlecker XL gewesen.

Der Münchner Investor Dubag habe bereits vor dem Treffen am Freitag sein Angebot für die Übernahme der XL-Märkte zurückgezogen. Ursprünglich hatte er XL mit übernehmen und bei IhrPlatz eingliedern wollen - allerdings hatte das anfängliche Interesse des Investors nur IhrPlatz gegolten und XL kam erst später ins Gespräch.

In einer Mitteilung des großen Schlecker-Gläubigers Euler Hermes heiß es, „arbeits- und mietrechtliche Themen“ seien für das Scheitern ausschlaggebend gewesen. Bei dem Hamburger Kreditversicherer steht Schlecker mit 300 Millionen Euro in der Kreide. Das ist der Löwenanteil der Forderungen, die laut Insolvenzverwaltung bisher insgesamt knapp 700 Millionen Euro betragen.

Derweil begann bei der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker selbst der Ausverkauf. In den rund 2800 Filialen in Deutschland gab es Preisnachlässe zwischen 30 und 50 Prozent. Die noch verbliebenen gut 13 000 Schlecker-Mitarbeiter sollen ihre Kündigung zum Monatsende bekommen. Insgesamt verlieren wegen der Insolvenz rund 25 000 Schlecker-Mitarbeiter ihren Job.

Die gekündigten Beschäftigten, vor allem Frauen, sollen nach dem Willen von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Arbeitsagenturchef Frank-Jürgen Weise Fachkräftelücken in anderen Branchen füllen. Besonders gesucht würden Erzieher und Altenpfleger. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) unterstützte den Vorstoß, warnte aber, dass Sozialberufe nicht zum Auffangbecken werden dürften.

Ein Datum für das endgültiges Ende der Schlecker-Läden gibt es noch nicht. Zuletzt war von Ende Juni die Rede gewesen. Die Abwicklung des Konzerns - der Ausverkauf der restlichen Ware sowie etwa der Verkauf von Immobilien und Auslandsgesellschaften - könnte laut Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz zwischen 500 und 700 Millionen Euro bringen. Dem stehen bislang Forderungen in Höhe von 665 Millionen Euro entgegen.

Wie aus Verhandlungskreisen verlautete, drehten sich die Diskussionen etwa darum, inwieweit bestehende XL-Verträge auf IhrPlatz umgeschrieben werden könnten. Während der Verhandlungen hatte Euler Hermes bereits moniert, dass Dubag Mitarbeitern Versprechungen mache, die das bestehende Konzept nicht hergebe. Am Mittwoch vertagten beide Seiten die Gespräche wegen offener Fragen.

Dubag-Chef Michael Schumann lehnte am Freitag auf dpa-Anfrage jeden Kommentar über die Gründe des Scheiterns ab. In der Mitteilung hieß es kurz: „Die Eckpunkte des Fortführungskonzepts waren nicht einigungsfähig. Es konnte daher schlussendlich der notwendige Konsens für eine Vertragsunterzeichnung nicht erzielt werden.“ Beide Seiten bezeichneten die Verhandlungen vom Freitag als sehr kräftezehrend.

Für IhrPlatz gibt es nach dpa-Informationen nun wieder drei Optionen: eigenständige Fortführung, Abwicklung wie bei der Muttergesellschaft Schlecker oder das Finden eines anderen Investors. „Wir suchen nach einem neuen Konzept und ein Stück weit nach neuen Optionen“, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person.

In der offiziellen Mitteilung hieß es: „Für IhrPlatz sucht Insolvenzverwalter Werner Schneider jetzt eine neue Lösung.“ Was das Scheitern der Gespräche für XL bedeutet, blieb zunächst unklar.

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