US-Konzerne hängen Europa ab

Firmen unterschätzen Probleme auf Heimatkontinent.

Stuttgart. Europas Top-Konzerne verdienen laut einer Studie zunehmend schlechter als die US-Konkurrenz und müssen für eine Umkehr dieses Trends die Kosten drücken.

Während die 300 größten Unternehmen in den Vereinigten Staaten ihre Erträge aus dem laufenden Geschäft 2012 im Schnitt verbesserten, trat laut einer Analyse der Unternehmungsberatung Ernst & Young bei Europas Top-Konzernen das Gegenteil ein.

Die Aussage: Europas Unternehmenselite hat die Kosten nicht im Griff und unterschätzt ausgerechnet die Probleme auf dem Heimatkontinent.

Die Studie, die das erste Halbjahr 2012 bewertet, zeigt ein klares Bild: Die operativen Gewinne der umsatzstärksten Unternehmen aus den USA legten gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 1,8 Prozent zu, in Europa ging es dagegen 4,4 Prozent bergab.

Im Schnitt liegt der Gewinn bei der US-Gruppe drei Prozentpunkte höher (12,8 Prozent). Noch brisanter: In Europa sinken die Gewinnmargen in allen Ländern.

Großbritannien, Frankreich und Deutschland stellen zusammen fast die Hälfte der europäischen Top-300 und stehen auch mit Abstand für den größten Anteil am Gesamtumsatz.

Das macht die Analyse teilweise auch zu einem Kräftemessen zwischen Europas Dreigespann und den USA. Mit durchschnittlichen Margen von 7,7 Prozent (Deutschland), 8,2 (Frankreich) und 11,5 (Großbritannien) rangiert das Trio klar hinter der US-Konkurrenz.

Auch im direkten Vergleich der Wirtschaftszweige erweisen sich die USA laut der Studie als überlegen. Zu den Gründen sagte Markus Thomas Schweizer, Partner bei Ernst & Young: „In Europa haben viele Unternehmen zu einseitig auf Wachstum gesetzt und dabei versäumt, ihre Geschäftsmodelle so flexibel zu gestalten, dass sie auf kurzfristige Nachfrageänderungen rasch reagieren können. Gleichzeitig liefen die Kosten vielfach aus dem Ruder.“

Das Problem sei auch, dass einige Konzerne offenbar von der schlechten Konjunkturentwicklung überrascht worden seien und wenig Raum zum Manövrieren hätten. Aktuell lasse sich der Absatz oft nur noch über Preisnachlässe steigern — „was wiederum die Marge drückt“. Zu Deutschland stellte Schweizer fest: „Derzeit treten die Unternehmen heftig auf die Kostenbremse: Dabei kommt alles auf den Prüfstand.“ dpa

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