Top-Banker Green will „Ethik-Eid“ für Banker

Tübingen (dpa) - Der frühere Top-Manager der weltgrößten Privatbank HSBC, Stephen Green, macht sich für einen „Ethik-Eid“ für Banker stark. Bei seiner „Weltethos-Rede“ in Tübingen lobte der britische Finanzexperte die amerikanische Elite-Universität Harvard.

Dort müssten Betriebswirtschaft-Absolventen seit diesem Jahr einen Eid ablegen und sich zu ethischem Handeln als Unternehmer verpflichten. „Es ist eine sehr wichtige Maßnahme, dass sie die weitreichenden Konsequenzen ihres Handelns bedenken“, sagte Green. Wirtschaftsstudenten gab der frühere Manager mit auf den Weg, nicht nur Mathematik, sondern auch Geschichte, Literatur und Philosophie zu studieren.

Zugleich verteidigte Green, der im Januar das Amt des britischen Handelsministers antreten soll, das kapitalistische System. Im Gegensatz zum „Weltethos“-Gründer, dem katholischen Theologen Hans Küng, der eine ökosoziale Marktwirtschaft fordert, hat Green mit dem Begriff Kapitalismus kein Problem. „Nichts beflügelt den wirtschaftlichen Fortschritt so sehr wie Marktliberalisierungen“, sagte Green.

Allerdings müsse der Kapitalismus einen Beitrag zu einem ökologisch nachhaltigen Wachstum leisten. Der Klimagipfel in Kopenhagen habe gezeigt, dass Regierungen allein das Problem des Klimawandels nicht in den Griff bekämen. „Sie brauchen die Hilfe der Finanzmärkte und der Unternehmen“, sagte Green.

Die Märkte seien ein wichtiges Mittel zur Finanzierung des technischen Fortschritts und klimafreundlicher Energieerzeugung. Allerdings müsse die Umwelt im Wirtschaftskreislauf eine größere Rolle spielen. Green forderte etwa höhere Preise für CO2-Emissionen: „Wir müssen den CO2-Ausstoß unbedingt der Marktdisziplin unterwerfen, damit seine wahren Kosten zum Tragen kommen“, sagte der neunte Redner der „Weltethos“-Reihe im Festsaal der Tübinger Universität.

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