Ticketverkauf der Deutschen Bahn: Konkurrenz fühlt sich ausgeschlossen

Wettbewerber möchten auch am Bahnhof für den Kunden sichtbar sein. Das Bundeskartellamt überprüft jetzt die Vorwürfe.

Ticketverkauf der Deutschen Bahn: Konkurrenz fühlt sich ausgeschlossen
Foto: Armin Weigel

Bonn. Das Bundeskartellamt überprüft, ob die Deutsche Bahn an den Bahnhöfen Verkaufsstellen konkurrierender Unternehmen verhindert.

Auf deutschen Bahnhöfen stehen rund 7000 Fahrkartenautomaten. Die Deutsche Bahn (DB) unterhält außerdem gut 400 Reisezentren. Fahrscheine gibt es auch in 2700 anderen Verkaufsstellen, oft Reisebüros außerhalb der Bahnhöfe. Knapp ein Drittel ihrer Tickets verkauft die Bahn über das Internet.

Die DB hat im Fernverkehr mit HKX und Interconnex nur wenig Konkurrenz, im Nahverkehr jedoch eine ganze Menge. Es sind Privatbahnen und Töchter ausländischer Staatsbahnen, zum Beispiel Veolia, Netinera oder Benex.

Ihr Interessenverband Mofair wirft der DB „Machtmissbrauch“ in den Bahnhöfen vor. Sie lasse Schalter anderer Anbieter dort nicht zu und verkaufe deren Tickets auch an ihren Automaten nicht. Mofair fordert ein „neutrales Vertriebssystem“. Die DB müsse an ihren Automaten auch fremde Fahrscheine verkaufen. Ein Gesetz, das dies vorsah, scheiterte 2013. Weiterer Kritikpunkt: Wenn die DB Tickets für Wettbewerber verkaufe, verlange sie üppige Provisionen, die je nach Partner auch noch unterschiedlich hoch seien.

Der Bahnhof ist das Tor zur Bahn. Wenn Bahnkunden nicht sehen, dass es auch andere Anbieter auf dem Schienennetz gibt, werden sie dem Marktführer Deutsche Bahn auch nicht untreu. Günstigere Angebote bleiben unentdeckt.

Die Behörde hat nach eigenen Angaben von mehreren Eisenbahnbetreibern Beschwerden über das Geschäftsgebaren der DB erhalten. Sie hat nun den Verdacht, dass der Staatskonzern seine marktbeherrschende Stellung beim Fahrkartenvertrieb ausnutzt. Die Behörde hört alle Beteiligten an und macht sich ein eigenes Bild.

Die Bahn bestreitet, den Wettbewerb im Personenverkehr zu behindern. Sie weist darauf hin, die Konkurrenten könnten schon heute Flächen in Bahnhöfen für eigene Zwecke anmieten. Die Forderung, Fahrkarten der Konkurrenz für den Fernverkehr in Bahn-Reisezentren mitzuverkaufen, entspreche aber „nicht dem Gedanken von freiem Wettbewerb“.

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