Telekom im Inland stark - im Ausland mit Schwächen

Bonn (dpa) - Für die Deutsche Telekom bleibt Deutschland ein Fels in der Brandung. Während die Schuldenkrise in Europa die Geschäfte im Ausland belastet, hält der Heimatmarkt dagegen. Und der rosa Riese will Gas geben, wenn die Regulierung gelockert wird.

Insgesamt verbuchte der Bonner Riese im ersten Halbjahr 2012 bei einem nahezu stabilen Umsatz von 28,8 Milliarden Euro ein leichtes Gewinnplus von 3 Prozent auf 852 Millionen Euro. Konzernchef René Obermann zeigte sich bei der Vorlage der Geschäftszahlen am Donnerstag zufrieden: „Wir können gute Zahlen präsentieren, vor allem im Vergleich zur Branche in Europa“. Die starke Position der Telekom auf wichtigen Inlandsmärkten trage wesentlich dazu bei, dass das Unternehmen seine Prognosen für 2012 halten könne.

Zugleich begrüßte der Manager die bevorstehende Lockerung der scharfen Regulierung. Vor wenigen Wochen hatte EU-Vizepräsidentin Neelie Kroes angekündigt, dass die Entgelte, die marktbeherrschende Unternehmen von Konkurrenten für die Überlassung der Telefonleitung auf der letzten Meile bis zum Endkunden kassieren dürfen, nicht weiter absinken sollen. Dies würde Investitionen in neue Netze wie die Glasfaser blockieren. Nun könne die Telekom deutlich mehr tun, betonte Obermann. „Wir sind handlungs- und tatendurstig“. Allein in Deutschland hat der Konzern für den Zeitraum 2010 bis 2012 Investitionen von 10 Milliarden Euro vor allem in den Netzausbau veranschlagt.

Schnelle Netze erweisen sich immer mehr als das A und O in der Telekommunikationsindustrie. Sie sind der Rohstoff für die Übertragung des expandierenden Datenvolumens. Hierzu gehören die schnellen Breitbandnetze VDSL, die die Telekom derzeit in 50 bundesdeutschen Städten aufbaut sowie die LTE-Technik im Mobilfunk zur Anbindung weißer Flecken an das schnelle Internet auf dem Land. Hinzu kommen Glasfasernetze. Seit Anfang August schließt die Telekom die ersten Kunden an das Glasfasernetz an, das mit Übertragungsgeschwindigkeiten von 200 Megabit pro Sekunde als das schnellste in Deutschland gilt.

Obermann kündigte an, auf dem deutschen Mobilfunkmarkt aggressiver aufzutreten, um dem Branchenprimus Vodafone die Marktführerschaft zu entreißen. Zwar hat die Telekom im zweiten Quartal 2012 in Deutschland über 460 000 Vertragskunden hinzugewonnen, aber die Umsätze waren leicht rückläufig. Das mobile Datengeschäft gewinnt indes immer mehr an Fahrt. Von April bis Ende Juni verzeichnete der Bereich ein Plus von gut 18 Prozent auf 484 Millionen Euro.

Die US-Mobilfunktochter bleibt weiterhin ein Sorgenkind des Unternehmens. Zwar hätten sich Ertragskraft und Datenumsatz verbessert, aber T-Mobile US verzeichnet weiterhin Kundenverluste. Im zweiten Quartal wechselten über 200 000 zur Konkurrenz. Keine Angaben machte Obermann über die Zukunft der Tochterfirma, deren Verkauf an den Konkurrenten AT&T das Unternehmen Ende 2011 wegen Einwände der Wettbewerbsbehörden abblasen musste.

Die Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise belastet indes zunehmend die europäischen Beteiligungen der Telekom. Das wirtschaftliche Umfeld und die Währungsschwäche vor allem in Polen und Ungarn hätten sich negativ auf die Finanzdaten bemerkbar gemacht. Die Krise treffe die Telekom-Branche als Spätzykler, sagte Obermann. Telefoniert werde zwar immer, aber bei den Tarifpaketen würden die Verbraucher sparen und weniger kommunizieren als früher.

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