Telekom gibt 2015 Gas

Bonn (dpa) - Die Deutsche Telekom geht in ein ereignisreiches Jahr 2015. Zwölf Monate nach seinem Amtsantritt kommen auf Konzernchef Tim Höttges wichtige Entscheidungen zu.

Telekom gibt 2015 Gas
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So könnten schon in wenigen Wochen die Würfel über die Zukunft des britischen Mobilfunkanbieters EE fallen. Telekom und Orange verhandeln derzeit über einen Verkauf ihres Gemeinschaftsunternehmens an British Telecom (BT). Auch ist nicht auszuschließen, dass sich in den USA neue Verkaufsperspektiven für die Mobilfunktochter T-Mobile auftun.

In Deutschland steht im zweiten Quartal zudem eine große Mobilfunkauktion ins Haus, die je nach Verlauf die Konzernkasse arg strapazieren könnte. Unter den Hammer kommen die begehrten Frequenzen aus dem Bereich 700 Megahertz, die derzeit noch beim Rundfunk liegen. Außerdem werden die alten GSM-Frequenzen (900 und 1800 Megahertz), mit welchen der digitale Mobilfunk in den 1990er Jahren an den Start gegangen war, neu vergeben.

Derzeit laufen die Geschäfte für den Bonner Konzern nicht schlecht. Nach einer langen Durststrecke und mehreren Jahren des Schrumpfens kann Höttges wieder eine positive Bilanz ziehen. „Wir wachsen wieder“, resümiert der Telekom-Chef. Das zeigt sich nicht nur in den Geschäftszahlen, sondern auch am Aktienkurs des Unternehmens. Mitte November kletterte das Papier auf über 13 Euro. So hoch lag der Kurs seit sechs Jahren nicht mehr.

Höttges sieht sich in seiner Strategie bestätigt: das Unternehmen zuerst auf Wachstum zu trimmen und dann die Früchte zu ernten. Die Zeit hält er nun für gekommen. Doch der Weg bleibt steinig. Die Telekom muss in den kommenden Jahren viel Geld investieren. Allein in Deutschland sind es jährlich vier Milliarden Euro - unter anderem für den Netzausbau mit Glasfaser, Vectoring und der Mobilfunktechnik LTE.

Eine der größten Herausforderungen ist derzeit die Umstellung des Netzes auf IP-Technik, die 2018 abgeschlossen werden soll. Und die läuft nicht immer glatt. Im Herbst waren bei der Umstellung nach einem Softwarefehler vorübergehend viele Kunden vom Netz abgeschnitten.

Das Thema Mobilfunk in den USA wird den Konzern auch 2015 beschäftigen. Zwar hat sich der landesweit viertgrößte Anbieter nach einem mehrjährigen Schrumpfkurs wieder berappelt und jagt derzeit der Konkurrenz mit einer aggressiven Preisstrategie erfolgreich Kunden ab. Doch dauerhaft passt T-Mobile US nicht ins Portfolio des Mutterkonzerns. Angesichts des starken Wachstums der Tochter steht die Telekom aber nicht unter Verkaufszwang.

Nach dem Motto „Erfolg macht neidisch“ sollen inzwischen mehrere Unternehmen ein Auge auf T-Mobile US geworfen haben. Als mögliche Kaufinteressen gelten unter anderem der TV-Satellitenanbieter Dish, der Mobilfunkriese América Móvil des Milliardärs Carlos Slim sowie der US-Kabelnetzbetreiber Comcast.

Erst Mitte des Jahres hatte Sprint seine Pläne zur Übernahme fallen lassen, weil die Chancen gering waren, einen solchen Deal bei den Aufsichtsbehörden durchzubringen. Eine Kaufofferte der französischen Iliad hatte das Telekom-Management zurückgewiesen.

In Großbritannien meldet sich derzeit ein anderer Riese im Mobilfunk zurück: die BT Group. Umgerechnet gut 15 Milliarden Euro bieten die Briten für das Joint-Venture von Telekom und Orange mit dem Namen EE.

Die Aussichten stehen nicht schlecht, dass sich die Beteiligten handelseinig werden. Der Mobilfunkanbieter EE ist der britische Marktführer und würde bestens zur Festnetzgesellschaft passen. Erst vor wenigen Wochen hatten Telekom und Orange exklusive Verkaufsverhandlungen gestartet.

Sollte dann auch noch ein Verkauf in den USA glücken, hätte Höttges ein anderes Problem: Wohin mit dem vielen Geld? Zeit für eine große Fusion in Europa? Vor wenigen Wochen war in den Medien erneut über eine Allianz von Telekom und Orange spekuliert worden.

Ob ein solches Projekt aber überhaupt umsetzbar wäre, ist die Frage. Zuletzt hatte Höttges auf der Telekom-Hauptversammlung dazu eine klare Meinung: „Wir reden derzeit nicht über Fusionen, auch nicht mit Orange.“ Doch das ist inzwischen über ein halbes Jahr her.

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