Technik: Vorfahrt für Elektroautos

Bund will Kaufanreize ab 2012 schaffen. Netz für Ladestationen soll ausgebaut werden.

Düsseldorf. Man hört sie kaum, und statt Benzin tanken sie Strom: Bis zum Jahr 2020 soll es - mit finanzieller Hilfe des Bundes - eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen geben.

250 000 davon sollen in Nordrhein-Westfalen fahren, so NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben: "NRW wird die erste große deutsche Modellregion für Elektromobilität."

Erste Schritte in diese Richtung wurden schon unternommen: Die Stadtwerke Düsseldorf haben bereits eine Ladestation im Parkhaus am Carlsplatz. Und ab sofort bietet auch RWE in Düsseldorf eine Ladestation im Parkhaus des Hotels Nikko. Dort können Elektroautos per Stecker ihre Batterien in zwei bis drei Stunden "volltanken".

In einer gewöhnlichen Steckdose ist das zwar auch möglich, es dauert jedoch acht Stunden. Eine weitere "Tankstelle der Zukunft" soll am Düsseldorfer Fürstenwall entstehen. In Berlin und Essen gibt es schon zahlreiche Ladesäulen, und auch in Dortmund soll es demnächst elf Stück geben.

Zur Markteinführung der ersten 100 000 Elektroautos voraussichtlich im Jahr 2012 soll es bundesweit Kaufanreize für Kunden geben, hieß es am Dienstag aus Regierungskreisen. Dazu will das Bundeskabinett am Mittwoch einen "Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität" beschließen. Deutschland soll zum "Leitmarkt" für Elektromobilität werden.

Das Umweltministerium hatte geplant, dass sich die Bundesregierung schon jetzt auf eine Prämie von 5000 Euro festlegt. Es konnte sich damit aber nicht durchsetzen. In Frankreich, Großbritannien, den USA sowie in Japan und China gibt es bereits ehrgeizige Förderzusagen.

Nicht ausgeschlossen werden aber andere Fördermaßnahmen. Da Elektrofahrzeuge nachts überschüssigen Windstrom auftanken könnten, werden diese Autos damit zum Massen-Speicher, der das Stromnetz entlastet. Dafür wäre ein Speicherbonus denkbar.

Im Ministerium hält man es wegen der hohen Investitionskosten zudem für erforderlich, dass sich die Autoindustrie für eine Leittechnologie entscheidet: zwischen Wasserstoff, Lithium-Ionen-Batterien und dem Verbrennungsmotor mit Biosprit der zweiten Generation. Um den Prozess voranzutreiben, wird über ein Kompetenzzentrum diskutiert, in dem die künftige Regierung mit der Industrie zusammenarbeiten sollte.

Sind Elektroautos also schon bald keine Zukunftsmusik mehr? "Noch gibt es keine realistische Einschätzung, wann der Kunde serienmäßig Elektroautos kaufen kann", sagt Wolfgang Jacobs, Geschäftsführer des ADAC Nordrhein. Ein engmaschiges Netz aus Ladestationen sei nötig, um die Verbraucher vom Nutzen der umweltschonenden Autos zu überzeugen.

Neben der noch fehlenden Infrastruktur ist vor allem die Entwicklung langlebiger, günstiger Batterien noch eine Hürde, die es zu nehmen gilt. Die Preise liegen RWE zufolge derzeit bei etwa 500 Euro pro Kilowattstunde. Das ergibt selbst bei der kleinen 16-Kilowatt-Batterie des Smart ED einen Preis von 8000 Euro.

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