Tausende demonstrieren für Rettung von Manroland

Augsburg/Frankfurt (dpa) - Im Kampf um die Zukunft des insolventen Druckmaschinenherstellers Manroland haben am Donnerstag mehrere tausend Mitarbeiter an drei großen Standorten für die Rettung des Unternehmens demonstriert.

Bereits am Morgen zogen rund 1400 Mitarbeiter des Werkes in Offenbach vor die Frankfurter Niederlassung der Manroland-Haupteignerin Allianz. Auch am Augsburger Stammsitz von Manroland und im sächsischen Plauen forderten am Nachmittag mehr als 3000 Beschäftigte von dem Versicherungskonzern, Verantwortung für den Erhalt von Arbeitsplätzen zu übernehmen.

Der Insolvenzverwalter hat sich unterdessen laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag) mit den Banken mündlich auf einen Massekredit über zehn Millionen Euro geeinigt, damit zunächst weiter produziert werden kann. Die Allianz und Miteigentümer MAN hatten dem angeschlagenen Unternehmen vergangene Woche den Geldhahn zugedreht und es so in die Insolvenz geschickt. Mit insgesamt 6500 Mitarbeitern ist Manroland die größte Unternehmenspleite in diesem Jahr.

Die Mitarbeiter warteten bei den Demos auf die Mitteilung, ob die Banken dem Unternehmen den dringend benötigten Massekredit gewähren. Am Donnerstagnachmittag gab es dazu allerdings zunächst noch keine Entscheidung. Wie die SZ am Abend berichtete, habe sich Insolvenzverwalter Werner Schneider dann doch noch mit den 15 Gläubigerbanken auf ein Darlehen verständigt. Der Vertrag sei aber noch nicht von allen Banken unterzeichnet, so dass Schneider den gewährten Massekredit erst am Freitag bekanntgeben wolle.

Bei der Kundgebung in Frankfurt forderte IG-Metall-Bezirkschef Armin Schild, dass das Offenbacher Werk nicht sinnlos aufs Spiel gesetzt werden dürfe. „Hier werden Maschinen gebaut, die die Welt braucht und nicht nur bunte Zettelchen ausgetauscht, auf denen immer größerer Summen stehen“, erinnerte er an die Bankenrettung während der Lehman-Krise. Einige Teilnehmer der Demo unterstrichen ihren Unmut und ließen Böller explodieren.

An allen drei Standorten forderten Gewerkschafter und Beschäftigte ein klares Bekenntnis der Politiker zu Manroland. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sehe in Berlin tatenlos zu, wie die Arbeitsplätze bei Manroland und tausende weitere in der Druckmaschinenbranche auf der Kippe stünden, schimpfte IG-Metall-Chef Berthold Huber.

„Wir werden nicht nachlassen, bis es eine Lösung gibt“, kündigte die Gewerkschaftsbevollmächtigte Christiane de Santa in Augsburg an. „Wenn man diese Betroffenheit sieht, dann sieht man auch die Verantwortung, die auf uns lastet“, sagte der Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) und versprach, „wirklich alles zu tun“. Bei einem Krisentreffen am Montag in Augsburg hatte Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) allerdings Bürgschaften abgelehnt.

Manroland gehörte bisher neben den deutschen Konkurrenten Heideldruck und Koenig&Bauer zur Weltspitze der Branche. Allerdings hatte ein dramatischer Einbruch im Auftragseingang seit Juli das ohnehin angeschlagenen Unternehmen in Schieflage gebracht. Zudem klagten viele Kunden infolge der Finanzkrise über Schwierigkeiten, Aufträge finanzieren zu können. In Plauen arbeiteten zuletzt bereits knapp die Hälfte der 726 Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Wie eine Zukunft des Unternehmens trotz der Insolvenz aussehen könnte, ist ungewiss. Möglich sind ein Gesamtverkauf oder eine Zerschlagung. Bereits am vergangenen Freitag hatten sich erste Interessenten gemeldet.

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