Konflikt Tarifstreit um Drucker geht weiter

Berlin · Auch die fünfte Verhandlungsrunde endete ohne Ergebnis. Es gibt jetzt nicht einmal einen neuen Gesprächstermin.

Arbeitgeber und Gewerkschaft liegen in der Druckindustrie noch weit auseinander.

Arbeitgeber und Gewerkschaft liegen in der Druckindustrie noch weit auseinander.

Foto: picture alliance/dpa/Uwe Anspach

Am Montag werden die meisten Zeitungen in Deutschland aussehen, als ob wieder alles normal wäre. Denn das sehen sie montags immer, auch in der aktuellen Tarifauseinandersetzung zwischen dem Bundesverband Druck und Medien (bvdm) und der Gewerkschaft Verdi, die seit dem 1. Oktober regelmäßig mit Arbeitsniederlegungen begleitet wird. Nur sonntags nicht. Denn da sind die tariflichen Zulagen für die Drucker so hoch, dass niemand in den rund 200 deutschen tarifgebundenen Zeitungsdruckereien freiwillig auf sie verzichten würde. Ab Dienstag stehen die Zeichen dann wieder auf Konflikt, und so werden viele Zeitungen dann auch wieder aussehen – wie lange, weiß niemand.

Im mittler­weile fünften Gesprächs­termin am 22. November hätten sich die Vertreter von Arbeit­gebern und Gewerk­schaft nicht auf ein neues Lohn­abkommen und eine Reform des Mantel­tarif­vertrages einigen können, teilte der bvdm mit. Die Tarifverhandlungen für die rund 134.000 Beschäftigten träten auf der Stelle. Die Gewerkschaft habe die Gespräche am frühen Nach­mittag abgebrochen, ein neuer Gesprächs­termin sei nicht vereinbart worden. Verdi habe an einer Gestaltung der Arbeitsbedingungen der Zukunft für die gesamte Branche offenbar kein Interesse, so der bvdm-Verhandlungsführer Sönke Boyens.

Das stellt sich auch Gewerkschaftssicht freilich anders dar: Der bvdm habe in der Verhandlung einen Lohn- und Gehaltsabschluss davon abhängig gemacht, Regelungen zur tariflichen Absenkung der Zuschläge zu vereinbaren, die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich verlängern und tarifliche Sonderzahlungen kürzen zu können. „Die Beschäftigten der Druckindustrie schutz- und wehrlos zu machen, kommt für uns nicht in Frage“, erklärt der stellvertretende Verdi-Vorsitzende Frank Werneke.

„Die Unterschrift unter ein Friedenspflichtabkommen zu fordern, ohne einen gleichzeitigen umfassenden Tarifschutz zu gewähren, ist nicht akzeptabel. Genauso wenig können wir zulassen, dass der Tarifkonflikt auf die Beschäftigten und Betriebsräte abgewälzt wird“, so Werneke weiter.

Die Arbeitgeber betonten, sie hätten ihr in der vorigen Verhandlungs­runde vorgelegtes Angebot „einer zwei­stufigen Lohn­erhöhung von in der Summe 3,8 Prozent, Einmal­zahlungen von insgesamt 400 Euro und der Bereitschaft, die im Manteltarifvertrag geregelten Arbeits­bedingungen der jetzt Beschäftigten unverändert zu lassen“ erneuert. Jedoch sei die Gewerk­schaft erneut nicht auf diese „weit reichenden Angebote“ ­eingegangen und verharre auf ihrer Maximal­position.

Die Arbeitgeber hätten signalisiert, „auch zukünftig Gespräche zur konstruktiven Lösung des Tarif­konflikts führen zu wollen“, so der bvdm. Verdi erklärte, das weitere Vorgehen auf regionaler und betrieblicher Ebene mit den Gewerkschaftsmitgliedern beraten zu wollen. Wie bereits berichtet, sind Leidtragende der Auseinandersetzung vor allem Zeitungsleser. Um das tägliche Erscheinen auch bei unangekündigten Arbeitskampfmaßnahmen sicherstellen zu können, produzieren die Zeitungs-Druckereien derzeit etliche Ausgaben mit zusammengelegten oder reduzierten Lokalteilen. Betroffen sind davon auch Ausgaben unserer Zeitung.

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