Tarifrunde bei Telekom vor dem Scheitern

Düsseldorf (dpa) - Der Deutschen Telekom droht ein massiver Arbeitskampf: Bei den Tarifverhandlungen am Dienstag in Düsseldorf für den größten Unternehmensbereich mit Mobilfunk und Servicegesellschaften brach die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Verhandlungen ab.

Kurz zuvor hatte das Management erstmals eine Angebot präsentiert, das Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder als „unredlich“ und „Zumutung“ bezeichnete. Die Offerte sieht eine Anhebung der Gehälter in zwei Schritten von insgesamt 3,5 Prozent vor, bei einer Laufzeit von 18 Monaten. Verdi fordert 6,5 Prozent mehr Geld.

Am 3. Mai will die große Tarifkommission von Verdi über das weitere Vorgehen beraten. Die Verhandlungskommission werde das Scheitern der Gespräche erklären, hieß es weiter. Einen Tag zuvor findet die vierte Tarifrunde für die 18 500 Beschäftigten der Geschäftskundensparte T-Systems statt, die damit unter keinem guten Vorzeichen steht.

Auf Basis des Telekom-Angebotes sei ein Abschluss möglich, erklärte indes der Verhandlungsführer der Telekom, Dietmar Welslau. Er sei fair, balanciere die Interessen der Mitarbeiter aus und eröffne Verteilungsspielräume durch produktivitätsfördernde Maßnahmen. Dies sei vor dem Hintergrund des enormen Wettbewerbs in der Branche wichtig. Welslau: „Wir müssen den Mut haben, alte Zöpfe abzuschneiden“. Telekom-Chef René Obermann hatte in den vergangenen Monaten immer wieder darauf hingewiesen, dass der Konzern seinen Sparkurs fortsetzen müsse.

Begleitet waren die Verhandlungen wieder von bundesweiten Warnstreiks und einer Großdemonstration in der Düsseldorfer Innenstadt. Nach Angaben der Gewerkschaft gingen mehrere tausend Beschäftigte für höhere Löhne auf die Straße. Verdi-Chef Frank Bsirske sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Die Telekom präsentiert zwei Gesichter - das bringt die Leute auf und geht gegen das Gerechtigkeitsempfinden im Betrieb.“ Gute Arbeit, gute Leute, gutes Geld gehörten zusammen.

Mit einem gellenden Pfeifkonzert protestierten die Telekom-Mitarbeiter gegen die Blockadehaltung des Managements und forderten einen „fairen Lohn für gute Arbeit“. Auf Plakaten wurde unter anderem die Dividendenpolitik der Telekom scharf kritisiert und die Sparpolitik aufs Korn genommen: „Milliarden für den Aktionär, unsere Taschen bleiben leer“, hieß es.

Aus Sicht von Verdi erfüllt das jetzt vorgelegte Angebot der Telekom nicht die Mindestanforderungen an einen sozial ausgewogenen Abschluss. „Während die Unternehmensführung die Aktionäre mit einer Dividende von drei Milliarden Euro beglückt, sollen die Beschäftigten den Abschluss aus eigener Tasche bezahlen“, betonte Schröder, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Telekom ist. Die vom Unternehmen angebotenen Lohnerhöhungen von jährlich 1,32 Prozent umgerechnet auf ein Jahr sollen durch Arbeitszeitverlängerungen und andere Verschlechterungen gegenfinanziert werden. Die Gewerkschaft fordert für alle 85 000 Tarifbeschäftigten der Telekom 6,5 Prozent mehr Gehalt. Verhandelt wird dabei getrennt für die Bereiche Konzernzentrale (16 500 Beschäftigte), Telekom Deutschland (50 000) sowie T-Systems (18 500). Für die Zentrale hatte das Telekom-Management die Verhandlungen bereits vor gut einer Woche für gescheitert erklärt. Dort laufen derzeit Schlichtungsgespräche.

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