Studie: Erbschaften steigen künftig an

Berlin (dpa) - Erben in Deutschland können nach einer Studie mit deutlich größeren Nachlässen rechnen. Gut jede fünfte Erbschaft (22 Prozent) habe künftig einen Wert von 100 000 Euro und mehr.

Das ergab eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Postbank, die in Berlin vorgestellt wurde. Bislang lag der Anteil einer Umfrage aus dem Vorjahr zufolge bei 15 Prozent.

„Die Anzahl und das Volumen der Erbschaften werden ein historisches Ausmaß erreichen“, sagte Postbank-Privatkundenvorstand Michael Meyer. Allein für dieses Jahr werde das Erbschaftsvolumen auf 250 Milliarden Euro geschätzt. Dabei hinterlassen die Deutschen laut Studie immer mehr Häuser und Wohnungen, was den Nachlasswert erhöhe. Streit ums Erbe ist demnach in vielen Fällen programmiert: Jeder vierte Nachlassempfänger erwarte Konflikte.

Das liegt auch am gestiegenen Anteil der Immobilien. Ein Drittel der Häuser und Wohnungen werde mehreren Erben vermacht. „Genau solche Erbengemeinschaften waren aber in der Vergangenheit eine der häufigsten Streitursachen unter Erben“, sagte Meyer. Der höhere Wert des Nachlasses werde die Streitlust der Hinterbliebenen steigern.

Wenn es etwas zu erben gibt, dann sind das künftig in 55 Prozent der Fälle Immobilien, während Geld mit 53 Prozent nur noch an zweiter Stelle liege. Es folgen Möbel, Autos und Schmuck. Mehrfachnennungen waren möglich.

Allensbach befragte im März 1613 Bundesbürger ab 16 Jahren. Das Vererben war jedoch nur für gut die Hälfte von ihnen schon ein Thema gewesen. Von diesen 900 Befragten machte wiederum die Hälfte Angaben zum Wert ihres möglichen Nachlasses. Die Postbank verglich dies mit tatsächlichen Erbfällen, die sie im vergangenen Jahr abgefragt hatte.

Demnach werden die kleineren Erbschaften seltener. Hatten bislang 49 Prozent einen Wert unter 25 000 Euro, werden der Prognose zufolge nur noch 14 Prozent unter dieser Schwelle liegen. Der Anteil im Bereich 25 000 Euro bis 100 000 Euro werde von 19 Prozent auf 12 Prozent sinken.

Viele künftige Vererber haben laut Studie schlecht vorgesorgt. 18 Prozent haben ein Testament gemacht, über 65 Jahren sind es 45 Prozent. Doch nur 44 Prozent haben ihren Erben gesagt, wo das Testament liegt.

Jeder vierte habe seinen letzten Willen ohne Anwalt oder Notar aufgeschrieben - damit werde das Dokument im zentralen Testamentsregister kaum zu finden sein. Das Register listet seit Jahresbeginn bundesweit Vermächtnisse. Nachlassgerichte müssen so nicht mühsam bei den Standesämtern klären, ob ein Gestorbener ein Testament hinterlassen hat oder nicht.

Wer etwas zu vererben hat, soll frühzeitig mit seiner Familie über die besten Wege sprechen, fordern die Autoren. „Viele Erben wohnen beispielsweise weit weg und wollen ein Haus gar nicht haben“, sagte Studienleiter Jochen Hansen. Postbank-Vorstand Meyer sagte, die Branche müsse künftig darüber nachdenken, Umkehrhypotheken für Hausbesitzer ins Angebot zu nehmen. Die Erben erhalten dann im Todesfall nur noch den Wert des Hauses abzüglich des Kredits und der Zinsen von der Bank. Konkrete Pläne für so ein Angebot habe die Postbank aber nicht.

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