Streik am Frankfurter Flughafen wird zum Dauerkonflikt

Frankfurt/Main (dpa) - Beim Streik am Frankfurter Flughafen zeichnet sich kein schnelles Ende ab.

Noch mindestens bis Ende der Woche müssen Passagiere und Airlines mit Verspätungen und Flugausfällen rechnen. Flughafenbetreiber Fraport kommt allerdings nach eigenen Angaben mit den Folgen des Ausstandes immer besser zurecht und konnte am Dienstag rund 80 Prozent des geplanten Verkehrs abwickeln.

Nach Angaben von Fraport fielen am Tag vier des Streiks rund 200 Flüge aus. Mehr als 1000 Verbindungen, darunter alle Interkontinentalflüge, hätten wie geplant stattgefunden, sagte Fraport-Sprecher Jürgen Harrer am Abend. Der Einsatz der Ersatzleute auf dem Vorfeld klappe hervorragend. „Die Leute sind hochmotiviert“, sagte Harrer.

Am Mittwoch will die Fraport-Spitze in einer Pressekonferenz über die Lage informieren. Vorstandschef Stefan Schulte und Arbeitsdirektor Herbert Mai wollen dabei Rede und Antwort stehen.

Der Streik der rund 200 Beschäftigten auf dem Vorfeld soll nach dem Willen der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) bis Freitagabend dauern. Seit Streikbeginn am Donnerstag vergangener Woche sind nach Flughafenangaben rund 750 Flüge ausgefallen. An den ersten Tagen waren bis zu 30 Prozent der Flüge annulliert worden, die Passagiere wurden unter anderem auf Fernzüge umgebucht.

Fraport bezifferte seinen Umsatzverlust aus den beiden Streiktagen in der vergangenen Woche auf bis zu 4 Millionen Euro. Nach Schätzungen kommt derzeit jeden Tag etwa eine weitere Million dazu. Die Lufthansa machte zu ihren Verlusten vorerst keine Angaben. Als Hauptkunde des Drehkreuzes trägt sie den Löwenanteil der Ausfälle.

Fraport setzt unterdessen die Anstrengungen zur Ausbildung weiterer Einsatzkräfte fürs Vorfeld fort. „Der Flugbetrieb klappt mit jedem Tag besser“, sagte Unternehmenssprecher Harrer. Er forderte die GdF zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf und schloss zugleich eine Aussperrung der Streikenden aus. „Wir wollen in Ruhe weiterverhandeln.“

Zuvor hatte die GdF Zweifel an der Qualifikation der Ersatzleute angemeldet. Eine zu kurze Einarbeitungszeit sei „fahrlässig und gefährlich“, sagte GdF-Sprecher Matthias Maas. Er habe Zweifel, dass die Mitarbeiter alle Lizenzen hätten. Harrer wies das als Unterstellung zurück. Selbstverständlich hätten die eingesetzten Leute die notwendigen Lizenzen und Qualifikationen.

Die GdF will laut Fraport bis zu 70 Prozent höhere Entgelte für die kleine Gruppe durchsetzen. Dabei kann sich nur ein Teil der Betroffenen tatsächlich auf einen Vergleichstarifvertrag am Flughafen München berufen, wie die dortige Flughafengesellschaft bestätigte. Der dortige Tarifabschluss mit der GdF regele nur die Arbeitsverhältnisse der 36 Vorfeldkontrolleure, sagte ein Sprecher. Für die Vorfeldaufseher und die Verkehrsplaner sei nicht mitverhandelt worden.

Fraport hatte in dem Tarifkonflikt erklärt, die Entgelte und Arbeitsbedingungen der Vorfeldkontrolleure oder -lotsen annähernd auf das in München verhandelte Niveau bringen zu wollen. „Man war sich einig gewesen“, sagte Harrer. Die vom Schlichter Ole von Beust vorgeschlagenen Steigerungen für die übrigen Gruppen wurden aber abgelehnt, weil sie angeblich das Tarifgefüge der Fraport gesprengt hätten. Der frühere Erste Bürgermeister von Hamburg wollte sich am Dienstag nicht zu Details des Vorschlags äußern. Sein Mandat sei erloschen, zudem sei Vertraulichkeit vereinbart worden.

Tatsächlich war zwischen den Parteien bereits konkret über die Ausgründung des Vorfeldpersonals in eine eigene Gesellschaft gesprochen worden, wie GdF-Tarifvorstand Markus Siebers in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag) erneut berichtete.

Politisch lässt der Streik Forderungen nach Einschränkungen des Streikrechts laut werden. Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Martin Lindner, verlangte eine gesetzliche Quote für Streiks. Die Vereinigung Kommunaler Arbeitgeber (VKA) forderte einen „Schutz vor zügellosen Kleinstgewerkschaften“. Der CDU-Parlamentarier Peter Weiß forderte, neue Regeln zur Tarifeinheit aufzustellen. Das sei der „sanftere gesetzliche Eingriff als ein Eingriff ins Streikrecht“, sagte der Vertreter des Arbeitnehmerflügels der Union dem Sender MDR Info.

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