„Stern“: Rettung der HRE wird womöglich viel teurer

München (dpa) - Die Rettung der verstaatlichten Hypo Real Estate (HRE) wird nach Einschätzung des Bankenexperten Dirk Schiereck für die Steuerzahler voraussichtlich sehr viel teurer als bisher bekannt.

Wie das Magazin „Stern“ vorab aus seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtete, rechnet der Professor von der TU Darmstadt bei den risikobehafteten Vermögenswerten und Wertpapieren, die von der HRE an deren „Bad Bank“ FMS Wertmanagement ausgelagert wurden, mit einem Ausfallrisiko von etwa 50 Milliarden Euro. Verluste werden fast vollständig vom staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin übernommen - also letztlich vom Steuerzahler.

Auf die Schätzung von 50 Milliarden Euro kam Schiereck auf der Basis des vertraulichen Abwicklungsplans der FMS Wertmanagement vom August 2010. „Verluste in der Größenordnung von 50 Milliarden Euro sind realistisch“, sagte Schiereck dem „stern“.

Die FMS Wertmanagement wollte den Bericht am Mittwoch nicht kommentieren. In gut informierten Branchenkreisen wurde die Schätzung aber als durchaus realitätsnah bewertet. Das Bundesfinanzministerium ging bisher davon aus, dass die zu erwartenden Verluste der FMS Wertmanagement mit der bisherigen Rückstellungssumme von 3,87 Milliarden Euro abgedeckt seien. Dies entspreche dem Testat der Wirtschaftsprüfer, bekräftigte das Ministerium gegenüber dem „Stern“.

„Die Qualität des Portfolios ist erschreckend schlecht“, urteilte Schiereck indes. Die FMS Wertmanagement hält demnach eine Vielzahl risikobehafteter Anlagen, darunter Anleihen zur Absicherung des Hurrikanrisikos in Florida, umfangreiche Immobilienkredite im Raum Tokio und Anleihen zur Absicherung von US-Studentendarlehen. Überdies werden in dem Abwicklungsplan zwei Kreditlinien an Dubai World aufgeführt, eine Holdinggesellschaft des Golfstaates, die als Bauherrin einer gigantischen künstlichen Inselwelt bekannt wurde. Das Projekt ist inzwischen in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

In die Abwicklungsanstalt („Bad Bank) hatte die HRE, die in der Finanzkrise an den Abgrund geriet und nach mehr als 100 Milliarden Euro Stützungsmaßnahmen verstaatlicht wurde, Altlasten im Wert von rund 175 Milliarden Euro ausgelagert. Die Risikopapiere sollten möglichst ohne Verluste wieder auf den Markt gebracht werden. Das gestaltet sich allerdings schwierig. Von der Gründung im vergangenen Sommer bis Ende Dezember häufte die FMS Wertmanagement ein Minus von rund drei Milliarden Euro an.

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