Hohe Gehälter Sparkasse: „Der Knackpunkt sind die Pensionen“

Laut einer Studie verdienen Sparkassenchefs in Nordrhein-Westfalen in der Relation fünfmal so viel wie die Vorstände von Privatbanken.

Symbolbild.

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Foto: dpa

Düsseldorf/Frankfurt. Wer von beiden verdient wohl mehr Geld im Jahr, der Vorstand einer Stadtsparkasse in Nordrhein-Westfalen oder der Chef einer Privatbank? Für Ralf Jasny fällt die Antwort ziemlich eindeutig aus: Es ist der Chef des kommunalen Geldinstituts, der am Ende des Jahres finanziell besser dasteht — zumindest relativ. Jasny ist Professor an der Frankfurt University of Applied Science und hat gemeinsam mit Bachelorabsolvent Johannes Lang die Gehälter und Pensionen von Sparkassenvorständen in NRW untersucht. Ausgewertet wurden für die Studie die Jahresberichte von 101 der insgesamt 104 Stadtsparkassen in NRW aus dem Jahr 2013.

„Berücksichtigt man die Größe und Bedeutung der Institute, so verdienen Sparkassenvorstände in Relation fünfmal so viel wie Vorstände der Deutschen Bank und der Commerzbank“, sagt der Professor aus dem Fachbereich Wirtschaft und Recht. Auf die Relation kommt es also an. Zwar kassierte Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, 2013 laut Handelsblatt mit 1,38 Millionen Euro im Jahr fast doppelt so viel wie etwa der Chef der Düsseldorfer Stadtsparkasse, Arndt M. Hallmann, der im selben Jahr mit 699 687 Euro auskommen musste. Für den Sparkassenvorstand wurden im Jahr 2013 aber zusätzlich 233 950 Euro als Pensionsrückstellung beiseite gelegt.

Genau diese Ansprüche ließen die Sparkassenchefs eben besser dastehen als die Kollegen von Volks- oder Privatbanken. „Der Knackpunkt sind die Pensionen“, sagt Jasny. Mit Folgen: „Bei mehr als der Hälfte der Sparkassen in NRW werden 20 Prozent des Jahresgewinns an die Vorstände in Form von Gehältern und Pensionen ausgezahlt — bei der Deutschen Bank und bei der Commerzbank liegt der Wert bei rund zwei Prozent.“

Der Wissenschaftler sieht durch diese Schmälerung des Gewinns die gesetzlich verankerte Gemeinwohlorientierung der Sparkassen gefährdet. Er hält die Pensionsrücklagen bei den lokalen Geldinstituten für eine Art verdeckte Bonus — der „in Einzelfällen bei bis zu 75 Prozent der Grundgehälter“ ausmachen könne. „Wirtschaftlich betrachtet ist es für die Vorstände egal, ob sie einen Bonus erhalten, der über mehrere Jahre verteilt ausgezahlt wird, oder ob sie eine Pensionszusage erhalten, die ebenfalls erst in späteren Jahren zur Auszahlung kommt“, sagt Ralf Jasny.

Der Rheinische Sparkassen- und Giroverband (RSGV), ein Zusammenschluss von 34 Sparkassen im Rheinland, will die Frankfurter Studie prüfen, hält die Höhe der Vorstandsbezüge im Grundsatz aber für branchenüblich. „Gerade bei der Rekrutierung ihrer Spitzenkräfte stehen die Sparkassen in scharfer Konkurrenz zu den anderen Säulen der Kreditwirtschaft“, erklärt RSGV-Sprecher Notker Becker. „Deshalb müssen bei den Gehältern auch die Marktgegebenheiten berücksichtigt werden, um qualifizierte Vorstände gewinnen und halten zu können.“

Der Bund der Steuerzahler in NRW findet es bedenklich, wenn der Chef einer Stadtsparkasse oder einer anderen kommunalen Tochter mehr verdient als der Rathauschef. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) etwa trägt die Finanzverantwortung für die Stadt und bekommt knapp 12 000 Euro im Monat — das macht 144 000 Euro Sold im Jahr. Ob ein Bankdirektor dafür arbeiten würde?

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