Spanien zahlt Rekord-Renditen: Italien unter Druck

London/Madrid/Frankfurt (dpa) - Keine Atempause für Madrid: Nachdem das Euro-Schwergewicht am Vorabend von der Ratingagentur Moody's abgestraft wurde, erhöhen Anleger am Anleihemarkt den Druck.

Am Donnerstag kletterte die Rendite für richtungsweisende zehnjährige Staatspapiere in der Spitze bis knapp unter die kritische Marke von 7 Prozent und erreichte damit den höchsten Stand seit der Euro-Einführung. Am Nachmittag kam die Rendite wieder etwas runter, zuletzt lag sie bei 6,84 Prozent. Damit bleibt die Lage kurz vor der brisanten Neuwahl in Griechenland jedoch höchst angespannt.

Auch Spaniens Banken stellten einen Negativrekord auf: Im Mai stiegen die durchschnittlichen Ausleihungen der Geldhäuser bei der Europäischen Zentralbank von 263,5 auf 287,8 Milliarden Euro an, wie am Donnerstag veröffentlichte Zahlen der spanischen Zentralbank zeigen. Der marode Finanzsektor des großen Krisenlands hängt damit immer stärker am Tropf der Notenbank.

Etwas vom Abwärtssog befreien konnten sich die italienischen Staatsanleihen, die sich im Krisenverlauf meist parallel zu den spanischen Pendants entwickelt hatten. Bis zum Nachmittag fiel die Rendite für zehnjährige Anleihen aus Rom um acht Basispunkte auf 6,113 Prozent. Am Vormittag wagte sich Italien erstmals mit einer Anleiheauktion an den Markt, seitdem Spanien am Wochenende angekündigt hatte, unter den Rettungsschirm zu schlüpfen.

Zumindest gelang es, drei Anleihen unfallfrei zu platzieren und wie geplant 4,5 Milliarden Euro an frischen Mitteln aufzunehmen. Allerdings schnürt das Zinsniveau Rom immer weiter die Luft ab: Um bis 2015 Geld zu leihen, werden für Italien Zinsen in Höhe von 5,3 Prozent fällig. Bei der letzten vergleichbaren Versteigerung im Mai waren es noch 3,91 Prozent. Anleger, die Papiere mit Laufzeiten bis 2019 und 2020 zeichneten, verlangten sogar mehr als sechs Prozent Zinsen.

Am Mittwoch hatte das Land bereits 6,5 Milliarden Euro zu deutlich gestiegenen Konditionen am Geldmarkt eingesammelt. Händler zeigten sich trotz der hohen Zinsen erleichtert, dass zuletzt zumindest die Nachfrage mehr als ausreichte, um Papiere bei Investoren unterzubringen.

Die Befürchtungen, mit den bislang als besonders sicher geltenden deutschen Staatstiteln könnte der Fels in der Brandung am Anleihemarkt der Eurozone ins Wanken geraten, bestätigten sich am Donnerstag nicht.

Nachdem Investoren staatliche Schuldner aus der Eurozone in den vergangenen Tagen auf breiter Front „verprügelt“ hatten, wie es ein Händler formulierte, waren die Bundesanleihen zuletzt wieder etwas gefragter. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future stieg bis zuletzt um 0,31 Prozent auf 142,15 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel um zwei Stellen auf 1,467 Prozent.

Für die jüngste Eskalation in der europäischen Schuldenkrise hatte am späten Mittwochabend die Ratingagentur Moody's gesorgt. Die Bonitätswächter stuften die Kreditwürdigkeit der Euro-Staaten Spanien und Zypern herab. Spaniens Bewertung wurde sogar gleich um drei Noten gesenkt und liegt damit nur noch eine Note über dem sogenannten Ramschniveau.

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