Altersarmut Sinkendes Rentenniveau? Wie zu Unrecht Angst gesät wird

Düsseldorf · Selbst wenn die Löhne sinken, wird es keine Rentenkürzung geben. Das System ist stabiler, als seine Kritiker behaupten.

Die Groko will ein stabiles Rentenniveau.

Die Groko will ein stabiles Rentenniveau.

Foto: picture alliance / Stephan Scheu/Stephan Scheuer

Ein stabiles Rentenniveau gehört zu den wichtigsten Zielen der Groko in Berlin. Keinesfalls weniger als 48 Prozent des durchschnittlichen Nettolohns sollen es bis 2025 sein. Die SPD verspricht sogar, dass das Niveau bis 2040 stabil bleibt. Interessengruppen wie der Sozialverband VdK oder der Deutsche Gewerkschaftsbund fordern sogar, dass das Niveau steigt, um Altersarmut zu verhindern.

Suggeriert wird bei dieser Diskussion immer, dass ein sinkendes Rentenniveau gleichbedeutend mit einer Kürzung der Renten ist. Das stimmt aber nicht. Völlig zu Unrecht wird bei den Menschen Angst gesät, um Stimmung für politische Forderungen zu machen. Selbst bei einer schweren Wirtschaftskrise und sinkenden Löhnen, wie während der Finanzkrise 2008/2009, gibt es keine Kürzung der Renten. Das verhindert eine 2004 in die Rentenformel eingebaute Schutzklausel.

Um zu verstehen, warum das Rentenniveau im Zentrum der Debatte steht, ist es wichtig, die Rechnung dahinter zu kennen. Alles dreht sich um den sogenannten Standardrentner. Gemeint ist damit jemand, der 45 Jahre lang durchschnittlich verdient und entsprechende Beiträge in die Rentenkasse gezahlt hat. Daraus ergibt sich die Standardrente, in den alten Bundesländern derzeit etwa 1400 Euro. Nun wird ausgerechnet, wie viel Prozent vom Durchschnittseinkommen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten diese Standardrente beträgt. Und das ergibt dann das Rentenniveau – derzeit sind das etwa 48 Prozent.

Über die persönlichen Ansprüche sagt das Rentenniveau nichts aus

Über die persönlichen Rentenansprüche sagt diese Zahl allerdings nichts aus. Sie hängen entscheidend davon ab, wie viel der Einzelne im Laufe seines Arbeitslebens in die Rentenkasse eingezahlt hat und wann er in Ruhestand geht. Wer vorzeitig Rente bezieht, muss Abschläge hinnehmen.

Absehbar ist heute, dass das Rentenniveau bis 2025 stabil bei etwa 48 Prozent liegen wird. Bleibt es bei der derzeitigen Gesetzeslage, geht es danach deutlich abwärts, runter bis auf 44,6 Prozent im Jahr 2031. Dieses sinkende Rentenniveau führt aber nicht zu sinkenden Renten, sondern nur dazu, dass die Renten weniger stark steigen als die Löhne. Schlimmstenfalls werden die Renten stagnieren.

Das System ist also insgesamt wesentlich stabiler, als seine Kritiker behaupten – zumal es für alle, deren Rente im Alter nicht zum Leben reicht, mindestens eine Grundsicherung in Höhe von etwa 800 Euro gibt.

Weil unsere Gesellschaft altert, hat die Politik 2004 mit großer Mehrheit den Nachhaltigkeitsfaktor eingeführt. Er dämpft seither den Anstieg der Renten, sofern die Zahl der Rentner überproportional zunimmt. Und genau das wird ab 2025 der Fall sein. Denn dann werden die Babyboomer der Geburtsjahrgänge 1959 bis 1968 in den Ruhestand gehen.

Wer wie die SPD jetzt das Rentenniveau dauerhaft festschreiben will, setzt den Nachhaltigkeitsfaktor außer Kraft. Die Folgen einer solchen Entscheidung wären gravierend. Um die Lücke zu schließen, könnten die Steuerzuschüsse erhöht werden. Schon heute fließen pro Jahr 90 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt in die Rentenkasse.

2040 wäre, wenn es keinen anderen Ausgleich gibt, das Dreifache nötig. Weitere Optionen: höhere Beiträge oder ein höheres Renteneintrittsalter. Um das Rentenniveau zu halten, muss in jedem Fall ein sehr hoher Preis gezahlt werden.

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