Subventionen : Schnapsbrenner von Ende des Branntweinmonopols bedroht
München (dpa) - Das nahende Ende des deutschen Branntweinmonopols bedroht einen traditionellen Nebenerwerb vieler Bauern: die Schnapsbrennerei. Wenn das Monopol Ende dieses Jahres endgültig ausläuft, wird sich die Alkoholproduktion für viele Landwirte nicht mehr lohnen.
„Es wird weitere Brennereien geben, die aufhören“, sagte Gerald Erdrich, der Geschäftsführer des Bundesverbands der Obst- und Kleinbrenner in Karlsruhe. Derzeit sind es noch 16 000, im vergangenen Jahrzehnt waren noch mehr als 20 000 Kleinbrenner in Deutschland aktiv.
Vom Aus bedroht sind auch mehr als 60 bäuerliche Brennereigenossenschaften in Bayern, die bislang den Bund belieferten. Denn die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein in Offenbach stellt nach Abwicklung ihrer restlichen Verwaltungsaufgaben Ende 2018 die Tätigkeit ein, 100 Jahre nach Gründung durch den letzten Kaiser Wilhelm II. Für die Brennereigenossenschaften entfällt mit der Auflösung der Behörde der Abnehmer und somit auch das Geschäftsmodell. „Viele werden aufhören“, erwartet Jürgen Gros, der Chef des bayerischen Genossenschaftsverbands.
Die Monopolverwaltung wurde 1918 gegründet, um die durch den Ersten Weltkrieg ruinierten Staatsfinanzen aufzubessern. Für die Bauern hatte die Monopolverwaltung den Vorzug, dass die Behörde bis heute Garantiepreise für Agraralkohol zahlt, die weit über den Weltmarktpreisen liegen.
Deswegen ist die Monopolverwaltung auch seit Jahrzehnten nicht mehr Einnahmequelle, sondern Zuschussgeschäft für den Bund - in diesem Jahr sind es 50 Millionen Euro. Die Monopolverwaltung produziert selbst keinen Schnaps, sondern beliefert Kosmetik- und Arzneimittelhersteller.
Ein echtes staatliches Branntweinmonopol in Deutschland gibt es schon seit Jahrzehnten nicht mehr, doch die Monopolverwaltung existierte als eine Art Relikt aus alten Zeiten weiter. Die EU untersagte 2004 staatliche Zuschüsse für die Alkoholproduktion. Doch von der Ankündigung bis zur schlussendlichen Abwicklung ist dann noch einmal mehr als ein Jahrzehnt ins Land gegangen.