Rückkehr der D-Mark — geht das?

Die Währungsunion könnte ein jähes Ende nehmen. Das ist für viele Experten noch ein Albtraum — teuer, aber machbar.

Düsseldorf. Ein Auseinanderbrechen der Europäischen Währungsunion (EWU) ist kein Hirngespinst mehr. Je mehr die EWU zu einer Schulden-, Transfer- und Inflationsunion wird, desto stärker wird der Druck auf die Politik, aus dem Club auszutreten. Das gilt insbesondere, falls Deutschland für alle anderen die Zeche bezahlen soll.

Seit seiner Einführung vor fast neun Jahren halten sich bei den Deutschen Zustimmung und Ablehnung für den Euro zumeist die Waage. Knapp 60 Prozent der Bundesbürger meinen derzeit wegen der Schuldenkrise, dass sie den Euro besser nie eingeführt hätten. Mehr als jeder Dritte hätte am liebsten sofort die D-Mark zurück.

Einen Vertrag über den Austritt aus dem Euro gibt es nicht — das war damals in Lissabon als unwiderruflich beschlossen worden. Aber auch wenn es keine Ausstiegsklausel gibt, kann man aus völkerrechtlichen Verträgen immer raus. Die jeweiligen Parlamente und Regierungschefs könnten dies beschließen. Bundekanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sollen bereits zur Durchsetzung ihrer Vorschläge mit Austritten gedroht haben — später wurde dies allerdings dementiert.

Eine Währungsumstellung kostet viel Zeit und Geld, wie nicht zuletzt die Einführung des Euro gezeigt hat. Der Euro wurde drei Jahre im voraus gedruckt und geprägt — soviel Zeit hätte man jetzt nicht. Man könnte aber auf die noch vorhandene Bundesbank und verfügbare Druckereien zurückgreifen.

Die Kosten dafür sind enorm. Alle Geldautomaten und Ladenkassen müssten wieder auf D-Mark umgestellt werden. Experten rechnen mit rund 2,5 Prozent vom jährlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Für Deutschland wären das derzeit 60 Milliarden Euro. Das ist doppelt soviel wie Deutschland im Fall der Fälle für Griechenland und Irland bezahlen müsste.

Für die deutsche Exportwirtschaft wäre dies ein Tiefschlag. Eine neue D-Mark würde voraussichtlich stark aufgewertet — im schlimmsten Fall vorübergehend um bis zu 50 Prozent. Das würde den Export abwürgen, denn deutsche Waren und Maschinen wären nicht mehr wettbewerbsfähig.

Ein Zusammenbrechen der Exportwirtschaft würde die Arbeitslosenzahlen, die derzeit unter drei Millionen liegen, wieder stark in die Höhe schnellen lassen.

Für den Verbraucher hätte eine Aufwertung nach Wiedereinführung der D-Mark einen positiven Effekt. Konsumgüter wie Elektrogeräte aus China und Südkorea würden billiger. Wegen der Nachfrage nach D-Mark aus dem Ausland würden ferner die Zinsen niedrig bleiben. Auch Rohstoffe würden günstiger. Vermögen im Ausland, in die auch Lebensversicherer investiert haben, würde aber stark an Wert verlieren.

Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel schlägt die Aufteilung des Euro in einen Euro-Nord und Euro-Süd vor. Zur Nord-Gruppe sollten unter Führung Deutschlands Länder wie Österreich, Benelux oder Finnland gehören. Zur Süd-Gruppe unter Führung Frankreichs die „Olivenländer“ wie Spanien, Italien, Griechenland und Portugal. Sie sollten ihren „Euro-Franc“ auch je nach Bedürfnis abwerten können, um wieder Gleichgewicht herzustellen. Experten halten Henkels Plan für undurchführbar.

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