Rohstoffpreise: Im Würgegriff der Spekulanten

Die EU plant strengere Regeln gegen ausufernde Warentermin-Geschäfte.

Brüssel. In Europa wächst der Unmut darüber, dass die hohen Preise für Weizen, Raps und Hafer in diesem Jahr wohl eher Spekulanten reich machen als Bauern.

Immerhin dürften gerade Investoren, die auf landwirtschaftliche Erzeugnisse gewettet haben, eine fette Ernte einfahren, nachdem nicht bloß Wetterkapriolen und Waldbrände die Preise nach oben getrieben, sondern die Notierungen auch immer wieder spekulativ überschossen haben.

Frankreichs Regierung dringt deshalb darauf, die Zocker an die Leine zu nehmen. In einem Brief an die EU-Kommission fordern drei französische Minister die Brüsseler Behörde auf, die Investoren zu mehr Transparenz zu zwingen und es den Aufsichtsbehörden zu erlauben, sich kräftig einzumischen. Sie sollen zum Beispiel spekulativen Anlegern Grenzen setzen dürfen, damit sie keine allzu großen Positionen aufbauen können, um den Markt in Schach zu halten.

Im Sommer war es einem Fonds gelungen, durch gezielte Zukäufe das Angebot an Kakao zu verknappen, um damit den Preis in die Höhe zu treiben. Derzeit beobachten Landwirte und Industrie, dass der Weizenpreis bei der Überschreitung bestimmter Marken durch den synchronen Einstieg von Fonds nach oben gepeitscht wird. Kurz darauf machen die Investoren Kasse, die Notierung stürzt ab.

Die Minister aus Paris treffen mit ihren Forderungen in Brüssel auf offene Ohren. Der zuständige EU-Kommissar ist nicht nur Franzose, sondern selbst ein Fürsprecher strengerer Regeln. Michel Barnier hat sich mehrfach dafür ausgesprochen, dass die Investoren ihre Karten auf den Tisch legen sollen und die Börsengeschäfte wirkungsvoller kontrolliert werden. In zwei Wochen wird Barnier ohnehin neue Vorgaben für den Handel mit Wertpapieren vorschlagen, die auch die Terminmärkte betreffen.

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