Rekordhoch: Außenhandel trotz Eurokrise optimistisch

Berlin (dpa) - Die Schuldenkrise im Euroraum schlägt immer stärker auf die deutsche Exportwirtschaft durch. Der Außenhandel steuert dieses Jahr zwar auf einen neuen Rekord zu, das Wachstum wird aber deutlich zurückgehen - vor allem wegen der drastisch gesunkenen Nachfrage aus den südeuropäischen Ländern.

So rechnet der Außenhandelsverband BGA damit, dass die Ausfuhren im Gesamtjahr 2012 um vier Prozent auf 1,1 Billionen Euro steigen. 2011 hatten die Exporte laut Statistischem Bundesamt noch um 11,4 Prozent zugelegt.

Für Schwarzmalerei sieht der BGA trotzdem keinen Anlass. „Es geht uns so gut wie nie zuvor“, sagte Verbandspräsident Anton F. Börner am Dienstag in Berlin. Die Importe dürften in diesem Jahr um drei Prozent auf 929 Milliarden Euro zulegen. Daraus ergebe sich ein Außenhandelsüberschuss von 174 Milliarden Euro - im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um zehn Prozent. 2013 dürfte der Welthandel wieder Fahrt aufnehmen, dann seien neue Rekordwerte zu erwarten.

Zurzeit kämpft die Exportwirtschaft jedoch mit einer Schwächephase. Im September sanken die deutschen Ausfuhren um 2,5 Prozent und damit so stark wie seit November 2009 nicht mehr. In den ersten drei Quartalen 2012 habe das Wachstum in Ostasien und den USA die Einbußen in den südeuropäischen Märkten noch mehr als ausgleichen können, sagte Börner. Dies habe sich jedoch zum Jahresende geändert.

In der ersten Jahreshälfte gingen die deutschen Exporte nach Griechenland laut BGA um neun Prozent zurück, nach Italien um acht und nach Portugal um 14 Prozent. Zugleich stiegen die Exporte nach China um neun Prozent, in die USA um 19 Prozent und nach Russland um 15 Prozent. Dieses Tempo kann laut BGA inzwischen nicht mehr gehalten werden.

„Die Einbrüche schmerzen, aber sie haben nicht das Niveau aus der Finanzkrise“, sagte Börner. Bereits für 2013 rechnet der BGA damit, dass die Exporte um 5 Prozent auf 1,158 Milliarden Euro wachsen. Zugleich dürften die Importe um 5,5 Prozent auf 980 Milliarden Euro zunehmen, sagte Börner. Insgesamt werde der Welthandel im nächsten Jahr wieder an Fahrt aufnehmen - sofern protektionistische Schritte den Aufschwung nicht zunichte machten.

Börner übte scharfe Kritik an der wachsenden Abschottung der nationalen Märkte. Dies gelte vor allem für osteuropäische Länder, in denen immer öfter ausländische Produkte diskriminiert, Sondersteuern erhoben und in die Vertragsfreiheit eingegriffen werde. Für Europa bedeute dies eine „Balkanisierung und Marginalisierung“, weltweit werde damit eine Spirale nach unten mit weniger Wachstum ausgelöst.

„Diese zutiefst chauvinistischen Tendenzen sind völlig inakzeptabel“, sagte Börner. „Wir distanzieren uns davon und werden sie mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln politisch bekämpfen.“

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