Ukraine-Krieg : Putin erwartet Rekordernte von Weizen und bietet Exporte an
Aufgrund des Ukraine-Krieges können keine Agrarerzeugnisse aus Europas größter Getreidekammer exportiert werden. Ausgerechnet der Aggressor, Russland, sieht sich aufgrund einer prognostizierten Rekordernte als Problemlöser.
Russlands Präsident Wladimir Putin erwartet in diesem Jahr eine Rekordernte beim Weizen und hat eine Steigerung des Exports angekündigt. „Nach Einschätzung von Spezialisten - das sind natürlich nur vorläufige Schätzungen - könnte sich die Getreideernte auf 130 Millionen Tonnen belaufen, darunter 87 Millionen Tonnen Weizen“, sagte der Kremlchef am Donnerstag auf einer Regierungssitzung. Seinen Angaben nach wäre das ein Rekord beim Weizen.
Russland ist einer der größten Getreideproduzenten weltweit mit einer wichtigen Rolle für die Welternährung. Immer problematischer wird die Situation in den Getreidelagern der Ukraine, die ebenfalls zu den wichtigsten Weizenexporteuren der Welt zählt: „20 Millionen Tonnen Getreide müssen die Ukraine in weniger als drei Monaten verlassen“, sagte die für Verkehr zuständige EU-Kommissarin Adina Valean. Das Getreide drohe die Lagerstätten zu blockieren, die für die nächsten Ernten benötigt würden. Die Ukraine kann wegen der durch Russland blockierten Häfen im Schwarzen Meer derzeit nichts ausführen.
Putin kündigte an, bei einem entsprechenden Ernteresultat auch den Export wieder anzukurbeln. Der Rekord „erlaubt es uns, nicht nur problemlos unsere eigenen Bedürfnisse zu decken, sondern auch die Lieferungen auf den Weltmarkt für unsere Partner zu steigern, was für den globalen Lebensmittelmarkt wichtig ist“, sagte er.
Kiew wirft dem Nachbarn vor, Getreidelager geplündert und Agrarprodukte ins eigene Land gebracht oder vernichtet zu haben. Am Donnerstag sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba im ARD-Morgenmagazin, Russland handele jetzt mit ukrainischem Getreide, das es in der Südukraine in Besitz genommen habe.
Vor dem Hintergrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine sind die Lebensmittelpreise in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen. In vielen Regionen wird eine schlechte Ernte erwartet, weil die vom Westen verhängten Sanktionen gegen Russland und Belarus auch den Export von Düngemitteln beeinträchtigen.