Prozess um IKB-Desaster

Staatsanwalt wirft Ex-Bankchef Ortseifen Kursmanipulation vor.

Düsseldorf. Am 20. Juli 2007 waren die Welt von IKB-Bank-Chef Stefan Ortseifen und der deutsche Finanzmarkt scheinbar noch in Ordnung. Die Probleme am US-Hypothekenmarkt seien für die IKB kein Problem, ließ Ortseifen sinngemäß verkünden.

Nur zehn Tage später blickte der Bank-Chef in den Abgrund, schrillten bei den Finanzaufsehern die Alarmglocken, bebten die Märkte: Die weltweite Finanzkrise hatte die Düsseldorfer Mittelstandsbank und damit Deutschland mit voller Wucht erreicht. Die IKB stand vor dem Kollaps, ihr Aktienkurs brach um 80 Prozent ein. Hektische Rettungsaktionen liefen an.

Das Nachbeben ist für Dienstag im nagelneuen Düsseldorfer Justizzentrum terminiert: Dann steht Ortseifen (59) als Angeklagter vor dem Landgericht. Ihm werden Börsenkursmanipulation und Untreue vorgeworfen.

Dreh- und Angelpunkt des Prozesses ist jene berühmt gewordene Pressemitteilung der IKB vom 20. Juli 2007. Darin heißt es, die Unsicherheiten auf dem US-Hypothekenmarkt hätten einer Analyse zufolge für das IKB-Engagement "praktisch keine Auswirkung". Von unsicher gewordenen Tranchen sei die IKB lediglich mit "einem einstelligen Millionenbetrag betroffen". Ortseifen soll die Lage der Bank damit "bewusst irreführend zu positiv dargestellt" haben, werfen ihm die Staatsanwälte nun vor.

Außerhalb der Bilanz hatte die IKB mit Zweck-Gesellschaften wie der "Rhineland Funding", die Ende März 2007 satte 12,7 Milliarden Euro Volumen hatte, gewaltige Risiken mit strukturierten Wertpapieren aufgebaut, diese aber trotz aller Warnhinweise auf die US-Immobilienblase wohl gewaltig unterschätzt.

Die Rettung der IKB kostete die staatliche Förderbank KfW als Haupteigentümerin und damit dem deutschen Steuerzahler acht Milliarden Euro, die anderen Banken 1,4 Milliarden Euro.

Wie das unter den Augen des Aufsichtsrats geschehen konnte, sollen in dem Prozess zwei prominente Zeugen erklären: Der damalige Aufsichtsratschef und Ex-Eon-Chef Ulrich Hartmann und der damalige Aufsichtsrat und Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel. Insgesamt sollen an 16 Verhandlungstagen 22 Zeugen aussagen. Das Urteil könnte dann am 26. Mai gesprochen werden.

Außerdem legen die Ermittler Ortseifen zur Last, seine Dienstvilla auf Kosten der IKB aufwendig ausgebaut zu haben. Dadurch soll seinem Arbeitgeber ein Schaden von 120.000 Euro entstanden sein. Ein größerer Wintergarten, die Renovierung der Küche, die Einfriedung des Grundstücks und edle Lautsprecher-Boxen seien auf Veranlassung Ortseifens von der Bank gezahlt worden. Weil der Aufsichtsrat den Ausgaben nicht zugestimmt hatte, sehen die Ankläger den Tatbestand der Untreue erfüllt.

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