Portugal unter Druck - S&P senkt Bonität erneut

Frankfurt/Lissabon/Athen (dpa) - Das hochverschuldete Euro-Land Portugal gerät an den Finanzmärkten immer stärker unter Druck. Die Kreditwürdigkeit schwindet und die Risikoaufschläge für heimische Staatsanleihen steigen weiter.

Damit wird es immer wahrscheinlicher, dass Portugal nach Irland als zweiter Euro-Staat unter den europäischen Schutzschirm EFSF schlüpfen muss. Der größte Schuldensünder Griechenland musste bereits im Frühjahr 2010 mit Hilfskrediten vor der Staatspleite gerettet werden.

Die jüngste Hiobsbotschaft für Portugal kam am Dienstag. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) senkte die Kreditwürdigkeit des Landes um eine weitere Note. Die Aktion kam nur vier Tage nach der letzten Herabstufung am vergangenen Freitag. Mit aktuell „BBB-“ liegt die Bonität Portugals nur noch eine Note über dem sogenannten „Ramsch-Status“, mit dem Ratingagenturen spekulative Anlagen kennzeichnen. Unter den Euro-Ländern werden bislang lediglich griechische Staatstitel derart schlecht bewertet, deren Bonität S&P am Dienstag auf „BB-“ senkte. Zum Vergleich: Deutschland erhält von S&P immer noch die Höchstnote „AAA“.

Zusätzlich unter Druck kommt Lissabon wegen zusehends schlechterer Konjunkturaussichten: Die portugiesische Notenbank rechnet angesichts der drastischen Sparbemühungen der Regierung nun für 2011 mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 1,4 Prozent. Bislang war man von einem Konjunkturrückgang von 1,3 Prozent ausgegangen. Der Konsum der öffentlichen Hand werde nicht, wie bisher angenommen, um 4,6 Prozent, sondern um 6,6 Prozent zurück gehen. Je schlechter die Wirtschaft läuft, umso schwerer wird es für das Land, die erlaubte Defizitmarke von maximal 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu erreichen.

An den Märkten sorgte die jüngste Herabstufung zwar nicht für zusätzliche Verwerfungen. Allerdings liegen die Risikoaufschläge für portugiesische Staatsanleihen seit Tagen auf Rekordniveau. Für zehnjährige Staatstitel muss Portugal derzeit rund 7,8 Prozent an Zinsen zahlen. Zum Vergleich: Deutschland muss den Anlegern wegen seiner erstklassigen Bonität gerade einmal 3,3 Prozent für zehnjährige Schulden bieten.

S&P begründete die erneut Herabstufung in erster Linie damit, dass Portugal wahrscheinlich unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen muss. Damit bestehe die Gefahr, dass laufende Staatspapiere künftig nachrangig behandelt werden, was vor allem private Gläubiger wie Banken treffen würde. Eine weitere Herabstufung in der kurzen Frist ist zwar unwahrscheinlich, da S&P Portugal von der sogenannten „CreditWatch“-Liste nahm. Der Ausblick für das Rating bleibt aber negativ. Zumindest in den nächsten Monaten ist damit eine Herabstufung in den Ramsch-Bereich möglich.

Darüber hinaus verweist die Ratingagentur auf hohe Haushalts- und Wachstumsrisiken in Portugal. Das südeuropäische Land gilt als besonders strukturschwach mit einer geringen Wettbewerbsfähigkeit. Zudem nennt S&P auch die jüngste Regierungskrise in Portugal als großen Unsicherheitsfaktor. Vergangene Woche war die Regierung um Premierminister Jose Socrates zurückgetreten, nachdem das von der Opposition dominierte Parlament seine Zustimmung zu wichtigen Reformen verweigert hatte.

Aus Athen kamen unterdessen kritische Worte der Regierung zur Rolle der Ratingagenturen. „Die Ratingagenturen schwanken von der Beigeisterung zur Panik“, kommentierte Ministerpräsident Giorgos Papandreou die neue Herabstufung. „Die Ratingagenturen stehen niemandem Rede und Antwort“, sagte er in Athen.

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